: Affäre um Affäre Waldheim
■ Gerald Fleming, Mitglied der Waldheim–Kommission, unterdrückte Dokumente zu mutmaßlichen Nazi–Verbrechen des jetzigen österreichischen Bundespräsidenten
Von Thomas Schmid
Berlin (taz) - Gerald Fleming, britischer Historiker, ist ungehalten. „Das ist ein privater Brief, der die Öffentlichkeit nichts angeht“, meinte er auf eine Anfrage der taz. Das Corpus delicti: Ein Begleitschreiben zu NS–Dokumenten, die er an Simon Wiesenthal geschickt hat, den Leiter des jüdischen Dokumentationszentrums in Wien. Aus diesem Schreiben geht hervor, daß der Brite die Dokumente für brisant hielt. Doch er wolle „in dieser Angelegenheit nicht an die Öffentlichkeit treten“. Die Angelegenheit, die Fleming verschweigen will, hat mit Waldheims brauner Vergangenheit als Wehrmachtoffizier im Balkan zu tun. Das Pikante an der Affäre: Professor Fleming ist Mitglied einer internationalen Expertenkommission, die just diese Vergangenheit durchleuchten soll. In seinem Begleitschreiben weist Fleming darauf hin, daß die Dokumente „nur Auszüge einer Reihe ähnlicher Dokumente“ seien. Immerhin Dokumente, aus denen seiner Ansicht nach klar hervorgeht, daß Waldheim von der „Sonderbehandlung“ seiner Kriegsgefangenen wußte. Die Dokumente, die Fleming an Wiesenthal geschickt hat, wurden gestern von der italienischen Wochenzeitschrift Epoca veröffentlicht. Es handelt sich um einen Schriftwechsel zwischen dem Oberkommando Heeresgruppe E 1c/AO, bei dem Waldheim Ordonnanzoffizier war, und dem übergeordneten Kommando. Fortsetzung und Interview auf Seite 6
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