: Industrieprodukte statt Exotik
■ Noch ein Jubiläum: Übersee–Messe „Partner des Fortschritts“ zum 25. Mal in Berlin
Bis zum 4. Oktober werden auf der am Mittwoch eröffneten Übersee– Import–Messe insgesamt 838 Aussteller und 462 zusätzlich vertretene Firmen aus 65 Ländern der „Dritten Welt“ versuchen, ihre Exporterzeugnisse den zahlungskräftigen bundesdeutschen und westeuropäischen Käufern anzudienen. Der Besucher kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß in den für das allgemeine Publikum offenstehenden „Testverkaufsbereich“ mit Basarcharakter reichlich altbackene Vorstellungen über ferne Länder vermittelt werden sollen. Das Bild wird von Kunstgewerbe geprägt - der Durchschnittsalternative aus den späten siebziger Jahren hätte seine wahre Freude an dieser räucherstäbchen– und fernwehschwangeren Atmosphäre. Der „Fachverkaufsbereich“ für die bundesdeutschen Importprofis hingegen zeigt ein völlig anderes Gesicht. Die Bandbreite der Exponate - von Trockenfleisch und Obstkonserven bis hin zu hochwertigen HiFi–Produkten, Profil– und Holzschneidemaschinen - vermitteln einen plastischen Eindruck von dem zunehmenden wirtschaftlichen Gefälle zwischen den einzelnen Ländern. Die Übersee–Import–Messe ist jedoch nicht nur ein internationaler Handelsplatz, sondern traditionell auch ein wichtiges handels– und entwicklungspolitisches Forum. Bekenntnisse zum Freihandelsprinzip seitens bundesdeutscher Politiker und Wirtschaftsvertreter sind dabei wohlfeil - allein, die Realität sieht etwas anders aus. In einer anläßlich dieser Messe vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung veröffentlichten Untersuchung heißt es beispielsweise: „Die EG begrenzt bei sensiblen Produkten die zollfreie Einfuhr besonders aus den schon wettbewerbsfähigeren Entwicklungsländern.“ So hätten praktisch alle Industrieländer ein ganzes Arsenal nicht–tarifärer Importhemmnisse errichtet, die vor allem Entwicklungsländer träfen. Die meisten freiwilligen Selbstbeschränkungsabkommen, orderly marketing agreements gingen zu ihren Lasten. Joachim Schild
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