: Q U E R S P A L T E 12 Uhr Mittags
■ Neue Waffengesetze in Florida
Seit Donnerstag ist im US–Bundesstaat Florida ein neues Waffengesetz in Kraft: für den Waffenerwerb reicht die Bescheinigung eines Kurses über den „sicheren Gebrauch“ von Waffen, wer seine Pistole offen im Gürtel zu tragen gedenkt, bedarf überhaupt keiner Erlaubnis. Die Veranstalter von Schießkursen melden großen Andrang, auf Miamis Boulevards wird demnächst rund um die Uhr „12 Uhr Mittag“–Stimmung herrschen. Begründet wird die gesetzliche Liberalisierung der in den USA ohnehin sehr locker sitzenden Colts mit der bundesweit höchsten Rate an Gewaltkriminalität in der Region Miami. Jeder Kleinkriminelle ist bis an die Zähne bewaffnet, da kann der Kleinbürger (Florida ist Rentnerparadies!) nicht „nackt“ durch die Gegend laufen. Gegner des Gesetzes befürchten ein Blutbad: Ganoven, die mit Widerstand rechnen, würden jetzt eben sofort schießen, viele bis dato nur am Videoknöpfchen tätige Spießer sich als „echte“ Rambos aufspielen. Vor drei Wochen wurde der „historische Durchbruch“ bei den Atomraketen–Verhandlungen auf den Titelseiten weltweit gewürdigt - die Meldung aus Miami hingegen wird unter Vermischtes zur „bunten Geschichte“ heruntergewürgt - Wild–West–Nostalgie. Dabei könnte sie zeigen, wie weit es mit den historischen Durchbrüchen wirklich her ist. Nicht die Neutronenbombe, wie Egon Bahr meinte und allenthalben auf Kopfnicken stieß, der Damenrevolver ist eine „Perversion des Geistes“. Solange Geisteshaltungen wie in Florida vorherrschen, die spätestens zwanzig Jahre später auch bei uns Mode werden, kann von Abrüstung nicht gesprochen werden. Mathias Bröckers
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