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SPD in Kiel setzt voll auf Sieg

■ Kandidat Engholm will den Kieler Sumpf trockenlegen / Absage an Koalitionen mit Grünen oder FDP / Europaabgeordneter Walter zum neuen Landesvorsitzenden gewählt / Erneut Neuwahlen im März gefordert

Aus Kiel Henrich Fenner

Die Zuversicht, nach dem Beinahe–Wahlsieg am 13. September nun in Neuwahlen die seit 37 Jahren regierende CDU abzulösen, beherrschte den Parteitag der schleswig–holsteinischen Sozialdemokraten vom Wochenende in Kiel. Kontroverse Debatten gab es deshalb nicht. „Zuletzt 1967“, erinnerte sich der Bundestagsab geordnete Gansel entschuldigend, „haben die schleswig–holsteinischen Genossen einen Parteitag in solcher Geschlossenheit und Harmonie erlebt“. Mit überwältigender Mehrheit von 150 Ja–Stimmen wählten die 173 Delegierten den Europa–Abegeordneten Gerd Walter aus Lübeck zum neuen Landesvorsitzenden. Er löst damit Günther Jansen nach 12jähriger Amtszeit ab. Jan sen hatte aus persönlichen Gründen auf eine erneute Kandidatur verzichtet. Der „Pfad aus dem schleswig– holsteinischen Sumpf der Barschel–Pfeiffer–Affäre“ führt über die Wahl Björn Engholms zum Ministerpräsidenten, sagte Jansen in seinem Rechenschaftsbericht. Den Grünen und den „wirtschaftsliberalen Supertaktikern“ der FDP erteilte er als Koalitionspartner eine Absage. Das Wahlziel heiße absolute Mehrheit. Während der scheidende Vorsitzende an seinem wochenlangen Verschweigen der SPD–Kontakte zum ehemaligen Medienreferenten Pfeiffer noch „schwer zu tragen hat“, präsentierte sich sein Nachfolger Walter unbeschwerter. „Wir haben an einer winzigen Stelle Mist gebaut und dafür ein Stück Vertrauen verloren. Aber das ist dann auch alles“. Walter kündigte für seine Amtszeit an, das Reformbündnis aus alter Arbeiterbewegung und neuen sozialen Bewegungen voranzubringen. Die Grünen seien eine „überflüssige Schwächung dieser Bewegung“. Mit einem gegenüber der September–Wahl nur auf einer Position veränderten Schattenkabinett will Björn Engholm den Wechsel in das Ministerpräsidentenamt schaffen. Er erneuerte seine Forderung nach unverzüglichen Neuwahlen im März 1988. Die Bedeutung der Schleswig–Holstein– Wahl unterstrichen der Ehrenvorsitzende Willy Brandt und Parteichef Hans–Jochen Vogel in ihren Reden, in denen sie Engholm ihre volle Unterstützung zusicherten.

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