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Auf dem Podium die „Rote Zora“

Schweigend saß sie vor 1.000 ZuhörerInnen einer Veranstaltung gegen die BKA-Razzia und die Verhaftungen von Ulla Penselin und Ingrid Strobl / Viele Referate, keine Diskussion  ■ Aus Köln Petra Bornhöft

Der etwas sture Blick des Mädels mit dem roten Strubbelhaar und den weißen Strümpfen ist auf die Transparente im Audi-Max der Kölner Uni gerichtet. „Dieser Staat horcht aus, hört ab, bespitzelt und verhaftet. Unsere Antwort: Weg mit dem Scheißsystem“, steht da geschrieben. Gleich daneben stürzt ein Strommast auf ein Bettlaken: „Leben ist Sabotage.“ Vor Spruchbändern mit RAF- und RZ-Symbolen, die „Solidarität mit der Guerilla“ fordern, quetschen sich über tausend Menschen in die Stuhlreihen. Niemand nimmt Notiz von der stummen Frau mit dem roten Strubelhaar auf dem Podium. Viel zu beschäftigt sind die ZuhörerInnen mit den mindestens halbstündigen Vorträgen, deren Ausgangspunkt die vorweihnachtliche Razzia des Bundeskriminalamtes im Ruhrgebiet, Hamburg und Köln bildet. Stilles Kopfschütteln während über Einzelheiten der 33 Durchsuchungen und Verhaftungen von Ulla Penselin in Hamburg und Ingrid Strobl in Köln berichtet wird. Der Kauf eines Weckers, die öffentliche Diskussion von „anschlagsrelevanten Themen“, wie zum Beispiel Gentechnik, „enge persönliche Beziehungen“ oder gar ein „Treffen im Hinterzimmer einer Gastwirtschaft“ reichen aus für bereits fünf Wochen währende Isolationshaft einer Setzerin und einer Journalistin. Deren Briefe aus dem Gefängnis ermutigen zu weiterem Engagement gegen Gentechnik und Flüchtlingspolitik.

Anschließende Beiträge über diese „anschlagsrelevanten Themen“, den Terror-Paragraphen129a und die juristische Einschätzung (vgl. taz v.18.1.) verfolgt der Strubbelkopf regungslos. Plötzlich richten sich Dutzende von Kameras auf die stille Frau, die unter großem Beifall als prominenter Gast begrüßt wird: Die Rote Zora persönlich. Der Staatsschutz traut sich nicht, die Frau zu verhaften.

Innerlich zutiefst empört notiert die Vertreterin des Kleinbürgerorgans taz: An diesem Freitagabend steht die soeben enttarnte „Rote Zora“ – ein Transparent grüßt zusätzlich ihre Bande – unter dem Schutz von 35 Frauengruppen, der Zeitschrift Emma, Initiativen, AStA, den Grünen und Verlagen. Gemeinsam mit Journalisten-Büros und der Deutschen Journalisten Union Köln (IG Drupa) haben sie die Veranstaltung vorbereitet. Zu Wort meldet sich die schreibende Zunft indes nicht. Eine Diskussion findet nicht statt.

Unerwähnt bleibt die amtliche Wühlerei in den Räumen der taz und der Wohnung einer taz-Redakteurin. Einen Beitrag der taz können die Organisatoren spontan nicht unterbringen. Verständlich, das Ablesen der Referate nimmt drei pralle Stunden in Anspruch. Übermüdet und ohne Bock auf Diskussion strömt alles zum Ausgang. Da fällt selbst der Puppenkopf der Roten Zora auf dem Podium schlapp auf die Brust.

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