piwik no script img

Sihanouk liebäugelt mit Pnom Penh-Führung

■ Der ehemalige Herrscher Kambodschas steigt aus der Dreierkoalition des kambodschanischen Widerstands aus

Berlin (afp/taz) – Die Verhandlungen um den Kambodscha-Konflikt kommen in Bewegung: mit seiner Entscheidung vom Samstag, „endgültig“ von seinem Amt als Präsident der Dreierkoalition des kambodschanischen Widerstands zurückzutreten und sich für Gespräche mit der von Vietnam gestützten Regierung in Pnom Penh offenzuhalten, hat der alte politische Fuchs Prinz Norodom Sihanouk wieder einmal seine politische Beweglichkeit unter Beweis gestellt.

In einem Interview in seinem Exilort Peking betonte der er aber auch, daß seine Guerillaorganisation zunächst in dem Dreierbündnis bleiben wird. Neben der von Son Sann geführten „Nationalen Befreiungsfront der Khmer“ und den von Khieu Samphan befehligten „Roten Khmer“ werde sein Sohn Prinz Manariddh seine Guerillaorganisation anführen. Sihanouk gab zwar den vorläufigen Abbruch der Gespräche mit den Vertretern der kambodschanischen Regierung am 3.April bekannt, erklärte sich aber zu weiteren Unterredungen mit Vertretern Vietnams bereit, um zur Lösung des Kambodscha-Konflikts beizutragen.

Die „Koalitionsregierung des Demokratischen Kampuchea“ habe sich zu einem „Monster“ entwickelt, erklärte der Ex-Monarch. Sie repräsentiere weder die Interessen des Landes noch die der Bevölkerung. Son Sann und die von China unterstützten Roten Khmer hätten sich ihm gegenüber „äußerst feindlich“ verhalten, begründete Sihanouk seinen Rückzug aus der Koalition. Durch ideologische Schwierigkeiten – so wollten die Roten Khmer nach dem Rückzug der vietnamesichen Truppen aus Kambodscha die Macht im Lande wieder übernehmen – und personelle Inkompetenz sei das Bündnis so diskreditiert, daß ihm nichts anderes übrigbliebe. Er wolle endlich wieder ein „freier Mann“ sein, erklärte der ehemalige Monarch, der das Bündnis seit 1982 geführt hatte und sich seit dem 1.Mai 1987 aus der Führung der Koalition verabschiedet hatte.

Nominell war er aber weiter als Führer anerkannt und hatte in dieser Funktion im Dezember in Paris erstmals Verhandlungen mit Ministerpräsident Hun Sen aufgenommen.

Hintergrund für die Auseinandersetzungen an der Führungsspitze der Widerstandsorganisationen bildet die politische Initiative des mit der Sowjetunion verbündeten Vietnam, sich aus Kambodscha zurückzuziehen. Im Zuge der Annäherung zwischen Moskau und Peking hat die sowjetische Führung massiven Druck auf Vietnam ausgeübt, um durch Verhandlungen zu einer Lösung des Kambodscha-Konflikts zu kommen. Sihanouk sieht offensichtlich nun die Möglichkeit, Verhandlungen mit der „vietnamesischen Marionettenregierung“ in Pnomh Penh zu führen, um die vietnamesiche Besatzung wie auch eine politische Lösung im Lande selbst zu finden. Er hatte in den letzten Jahren mehrmals angedeutet, daß die im Volk verhaßten Roten Khmer nur ein Hemmschuh für die nationale Versöhnung sein können. er

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen