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SPD-Gutachten: Gorleben ungeeignet

Im Auftrage der niedersächsischen SPD-Landtagsfraktion begutachtete der Kieler Geologe Klaus Duphorn den Gorlebener Salzstock / Der Salzstock erfüllt keines der Sicherheitskriterien der Landesregierung  ■ Aus Hannover Jürgen Voges

Dem Gorlebener Salzstock fehlen die geologischen Voraussetzungen, radioaktiven Müll auf Dauer sicher einschließen zu können. Zu diesem Ergebnis kommt ein im Auftrage der niedersächischen SPD-Landtagsfraktion erstelltes Gutachten des Kieler Professors Klaus Duphorn, das der Geologe gestern zusammen mit dem Vor sitzenden der SPD-Fraktion Gerhard Schröder vorstellte. Nach dem Gutachten, das die Ergebnisse von zehn Jahren geologischer Forschung in Gorleben zusammenfaßt, erfüllt der Salzstock keines der vier Sicherheitskriterien, die die niedersächsische Landesregierung 1977 bei der Bennenung des Standortes Gorleben aufgestellt hatte.

Für Duphorn, der immer wie der bissige Bemerkungen über die offizielle Endlagerforschung in seinen Text streut, hat der Salzstock folgende Hauptmängel:

Das Deckgebirge über dem Salz stellt keine natürliche Barriere gegen Radioktivität dar, da es ein riesiges Grundwasserreservoir enthält und stark zerklüftet ist.

Die Spitze des Salzstocks, der Gipshut, reicht bis in grundwasserführende Schichten hinein. In und auf dem Gipshut fließt Wasser mit überraschend hohen Geschwindigkeiten.

Nach radiologischen Messungen braucht das Grundwasser möglicherweise nur 100 Jahre für den Weg von der Oberfläche bis zum Salzstock.

Auch in den Salzstock selbst ragen wasserführende Schichten tief hinein. Das dort für eine sichere Einlagerung vorgesehene ältere Steinsalz ist nur halb so breit, wie erwartet wurde, so daß der erforderliche Sicherheitsabstand zu anderen Schichten wahrscheinlich nicht eingehalten werden und so auch die Barriere Salz versagen kann.

Nach Aussage von Duphorn ist bei der bisherigen Untersuchung des Endlagers bewußt darauf verzichtet worden, durch Bohrungen genau festzustellen, ob die wasserführenden Schichten nicht noch mehr als 100 Meter in den Salzstock hineinführen. Duphorn schlägt vor, sofort andere Salzvorkommen zu untersuchen. Für ihn bietet sich als solcher alternativer Standort das Hasselgebirge in Schleswig-Holstein an.

Gerhard Schröder nannte gestern in Bonn die Geschichte der Erkundung des Gorlebener Salzstockes eine „Geschichte des Gesundbetens“. Negative Erkenntnisse über die Eignung von Gorleben seien uminterpretiert, kritische Wissenschaftler mundtot gemacht worden. Auch Schröder bekräftigte, daß Gorleben als Standort ungeeignet sei und verlangte die sofortige Untersuchung anderer Endlagerverfahren und anderer Salzstöcke.

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