: Prozeßbeginn gegen Action Directe
Angeklagte Nathalie Menigon nach 79 Tagen Hungerstreik am Tropf ■ Aus Paris Georg Blume
Bereits seit vergangenen Donnerstag werden die vier „historischen“ Mitglieder von „Action Directe“ (AD) mit intravenösen Infusionen zwangsernährt. Dies gab gestern ihr Anwalt Bernard Ripert in Grenoble bekannt. Der Hungerstreik von Jean-Marc Rouillan, Nathalie Menigon, Joelle Aubron und Georges Cipriani währt heute 79 Tage.
Zudem soll heute der erste Prozeß vor dem Pariser Sonderschwurgericht gegen Nathalie Menigon beginnen. Die Anklage lautet auf Mordversuch bei ihrer ersten Festnahme im September 1980. Damals hatte sie auf Polizisten geschossen. Doch hatten die Ärzte der hungerstreikenden Häftlinge bereits am Montag ihre Transportunfähigkeit erklärt. Anwalt Ripert: „Ich werde es ablehnen, sie unter diesen Umständen zu verteidigen. Vor Gericht werde ich lediglich die Aufschiebung des Verfahrens beantragen.“
Dem Sonderschwurgericht bleibt die Entscheidung vorbehalten, in Abwesenheit der Angeklagten zu verhandeln. Über diese Entscheidung bestehen kaum Zweifel. „Sie kümmern sich darum, sie am Leben zu erhalten, um sie zumindest noch verurteilen zu können“, so Ripert.
Mit der Zwangsernährung tritt der Hungerstreik in eine neue Phase. Sie ist nach aller bisherigen französischen Rechtspraxis üblich, garantiert jedoch nicht das Überleben des Häftlings. Bei Anwendung der intravenösen Infusion muß der Patient völlig ruhiggestellt sein.
Diese Art der künstlichen Ernährung regt zudem nicht die Tätigkeit von Magen und Darm an: Die Verdauungsorgane bauen weiter ab. Ihre Funktionsfähigkeit kann in manchen Fällen nicht wiederhergestellt werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen