: Razzia bei Neo–Nazis
■ Fächendeckende Hausdurchsuchungen und vier Verhaftungen / 1.000 ANS–Mitglieder / Rechtsradikale von französischer Loge gesteuert
Aus Stuttgart Dietrich Willier
Bei einer bundesweiten Großaktion gegen Mitglieder der verbotenen rechtsradikalen Organisation „Aktionsfront nationaler Sozialisten/Nationale Aktivisten (ANS)“ wurden im Verlauf des gestrigen Tages unter der Federführung des baden–württembergischen Kriminalamtes in 61 Orten der Bundesrepublik 92 Wohnungen durchsucht und vier Per sonen als „Rädelsführer“ festgenommen. Umfangreiches Beweismaterial sei beschlagnahmt worden. An den Durchsuchungsaktionen beteiligten sich neben dem LKA Stuttgart die Schutz– und Kriminalpolizeien von mindestens weiteren acht Bundesländern und das BKA. Schwerpunkte der Polizeiaktionen lagen in Baden–Württemberg, Niedersachsen, Bayern und Nordrhein– Westfalen. Außer der Mitgliedschaft in einer verbotenen rechtsradikalen politischen Gruppierung gab das LKA bisher keine Gründe für die bundesweite Aktion an. Die von den Hausdurchsuchungen betroffenen Personen sollen nach Angaben des Stuttgarter LKA–Präsidenten Bruno Bux einer Nachfolgeorganisation der 1986 verbotenen ANS/NA angehören. In der ANS/NA hatten sich bereits Anfang 1983 militante Rechtsradikale und Neofaschisten aus der Bundesrepublik und der Schweiz zusammengeschlossen. Auch die Mitglieder der Nachfolgeorganisation, so Bruno Bux, würden sich offen zum Nationalsozialismus bekennen. Einen direkten Zusammenhang der Durchsuchungsaktionen mit der Freilassung des ehemaligen „Führers“ der ANS, Michael Kühnen, vor zwei Tagen wollte das LKA weder bestätigen noch dementieren. Bereits am Dienstag dieser Woche war der ehemalige ANS– Führer und Neofaschist Michael Kühnen nach einer mehrjährigen Haftstrafe aus der Justizvollzugsanstalt Butzbach freigelassen worden. Bereits zwei Wochen vorher hatte Kühnen den mindestens 1.000 illegalen Mitgliedern der verbotenen ANS seine Freilassung und die anschließende Kontaktreise durch die Bundesrepublik angekündigt. Der frühere Pressesprecher der ANS teilte gestern in Stuttgart seine Vermutung mit, daß mit der Durchsuchungsaktion eine Reorganisation der ANS verhindert werden solle. Mit der Aktion solle den in letzter Zeit erhobenen Vorwürfen antifaschistischer Gruppen begegnet werden, die baden–württembergische Landesregierung reagiere nicht auf die Verbreitung des Rechtsradikalismus. Fortsetzung auf Seite 2
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