: Perez ist tief bestürzt
■ Wird eine UNO–Kommission zur Untersuchung der irakischen Giftgasangriffe entsandt? / Städtekrieg geht weiter
Manama/Berlin (afp/taz) - Der Weltsicherheitsrat der Vereinten Nationen in New York hat sich bis Mittwoch mittag noch nicht dazu durchringen können, eine UNO– Kommission zur Untersuchung irakischer Giftgasangriffe auf kurdische Ortschaften zu entsenden. Bilder des iranischen Fernsehens über das Massaker in der Stadt Halabja im Nordirak, bei denen Berge von Leichen gezeigt wurden, waren am Dienstag weltweit über die Fernsehbildschirme geflimmert. Die iranischen Nachrichtenagentur IRNA meldete unterdessen, Irak habe weitere Angriffe mit chemischen Waffen auf sechs Dörfer im iranischen Teil Kurdistans geflogen. Vier Orte liegen in der Nähe von Marivan. Ohne genaue Zahlen zu nennen, sprach IRNA von „mehreren Toten“. UNO–Generalsekretär Javier Perez de Cuellar zeigte sich am Dienstag in New York bestürzt über die „scharfe Eskalation“ der Feindseligkeiten zwischen Iran und Irak in den letzten Tagen und forderte erneut nachdrücklich eine Beendigung des Golfkriegs. Der Appell des Generalsekretärs, der den Irak nicht für den Giftgas– einsatz verurteilte, erfolgte nach einem Treffen mit den Mitgliedern des Weltsicherheitsrates über dieses Thema. Der Einsatz chemischer Waffen ist nach der Genfer Konvention aus dem Jahre 1925 untersagt. UNO–Experten hatten bereits 1984 im Iran Spuren von Giftgaseinsätzen gefunden. Nach weiteren Untersuchungen hieß es in einem Bericht im Jahre 1986, Irak habe seit dem Beginn des Golfkriegs mehrfach chemische Waffen gegen iranische Truppen eingesetzt. Der „Städtekrieg“ zwischen Iran und Irak ist am Mittwoch mit unverminderter Härte weitergegangen. In Bagdad wurde der Einschlag einer iranischen Rakete, der ersten seit dem Wochenende, bekanntgegeben. Die irakische Luftwaffe flog in den letzten 24 Stunden Angriffe gegen die iranischen Städte Teheran, Täbris, Desful, Ilam, Shushtar und Kudasht. Dabei gab es mehrere Tote und Verletzte unter der Zivilbevölkerung. Der Irak hat nach eigenen Angaben seit Ende Februar insgesamt 103 Raketen auf Ziele im Iran abgefeuert, darunter allein 93 auf Teheran.
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