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Eine Wahl ohne Sieger

■ Im zweiten Wahlgang zur französischen Parlamentswahl haben weder die Sozialisten noch die Rechten die absolute Mehrheit erreicht

Eine Wahl ohne Sieger

Im zweiten Wahlgang zur französischen Parlamentswahl haben weder

die Sozialisten noch die Rechten die absolute Mehrheit

erreicht

Aus Paris Georg Blume

Einen eindeutigen Sieger fanden die französischen Parlamentswahlen nicht, der Verlierer aber ist Premierminister Michel Rocard. Vier Wochen nach seiner Ernennung zum Premierminister hat der jahrelang populärste Politiker Frankreichs seinen Bonus als „Newcomer“ bereits wieder eingebüßt. Nachdem die seit der Wiederwahl Präsident Mitterrands regierenden Sozialisten beim zweiten Wahlgang der französischen Parlamentswahlen am Sonntag die absolute Mehrheit verfehlten, wird die Regierung Rocard voraussichtlich am Mittwoch zurücktreten. Staatspräsident Mitterrand wird sich erwartungsgemäß bis zur konstituierenden Sitzung des neuen Parlaments am 23. Juli Zeit lassen, um eine neue Regierung zu bilden.

Trotz seiner Wahlniederlage hat Michel Rocard die besten Chancen, sein eigener Nachfolger zu werden. Wie kein anderer Sozialist verkörpert er die Bereitschaft seiner Partei, mit Teilen der Rechten ein Regierungsbündnis einzugehen. Daß daran bald kein Weg mehr vorbeigeht, zeigt das Wahlergebnis vom Sonntag. Das Kopf-an-Kopf-Rennen von Sozialisten und konservativem Wahlbündnis URC hat keine Entscheidung gebracht. Mitterrand wird sich alsbald nach einem neuen Koalitionspartner umschauen müssen. Interessenten von Raymond Barre bis Valery Giscard d'Estaing gibt es genug. Mitterrand hatte es nicht anders gewollt. „Es ist nicht gesund, wenn eine einzige Partei das Land regiert“, hatte der Präsident vor den Wahlen verkündet. Wer an ein Linksbündnis zwischen Sozialisten und Kommunisten glaubte, wird enttäuscht sein. Beide Seiten lehnten eine Regierungsvereinbarung gestern ab. Bericht Seite 7

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