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Krankenhaus-Kollaps

Ein Streik legt das Erste-Hilfe-System in Israel lahm und verschärft die Krise des Gesundheitssystems  ■  Aus Tel Aviv Amas Wollin

Zum ersten Mal in der Geschichte Israels ist das Erste-Hilfe -System des Landes zum Wochenbeginn zusammengebrochen. Da die Regierung nicht in der Lage ist, 500.000 Dollar für die Gehälter der Angestellten aufzubringen, stehen alle Kranken -, Notfallarztwagen und Erste-Hilfe-Stationen still. Gelingt es in Notfällen, mit dem Privatauto oder dem Taxi ein Hospital zu erreichen, sind die öffentlichen Krankenhäuser für ambulante Fälle geschlossen. Die ÄrztInnen verweigern die Behandlung, PflegerInnen machen Dienst nach Vorschrift, und nur eine Rumpfbesatzung hält den Betrieb aufrecht. Operationen werden nur bei Lebensgefahr durchgeführt.

Das katastrophale Gesundheitssystem, das in den letzten Monaten immer unerträglicher wurde, ist zudem noch von Kampfmaßnahmen der Apotheker in den Krankenhäusern und einem reduzierten Dienst der Krankenschwestern betroffen. Die Gemeindekliniken der Gewerkschaftskrankenversicherung, in der die meisten Israelis versichert sind, arbeiten ohne Ärzte - die haben sich zu Beratungen zurückgezogen. Alle Blutspende-Organisationen haben die Arbeit eingestellt. Die Krise dürfte ihren Höhepunkt erreichen, wenn in den nächsten Tagen der gesamte öffentliche Dienst in einen Generalstreik tritt. Dies ist zu erwarten, wenn die Forderung der Gewerkschaft nach einer Gehaltserhöhung von zwölf Prozent von der Regierung abgelehnt wird.

Mehrere Gründe bringen das israelische Gesundheitssystem zum Kollaps: Die Privatisierungspolitik der Regierung, die Profitorientierung des Systems, kombiniert mit scharfen Einschnitten bei den öffentlichen Ausgaben und damit die Umsetzung von Forderungen des IWF und des US -Außenministeriums nach Kürzungen der Staatsausgaben in Israel.

Zehntausende Patienten stehen auf Wartelisten für besondere chirurgische Eingriffe. Die Ärzte erwarten, daß viele PatientInnen, die auf Blutreserven und Behandlung warten, sterben werden. Für den Direktor des Städtischen Hospitals Tel Aviv ist dabei die unbeteiligte Haltung der Öffentlichkeit“ erschreckend.

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