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Sihanouk will ins Exil nach Frankreich gehen

■ Zum Abschluß der Außenminister-Konferenz der ASEAN-Staaten in Bangkok trat Prinz Sihanouk als Präsident der kambodschanischen „Dreier-Regierung“ zurück / Taktischer Winkelzug vor den immer noch unsicheren Gesprächen von Jakarta? / Signal an Rote Khmer

Bangkok (dpa/taz) - Der einstige kambodschanische Monarch, Ministerpräsident und Staatschef Sihanouk erklärte gestern in Bangkok, er sei mit Wirkung vom 10. Juli nicht mehr Präsident der von den Vereinten Nationen noch immer anerkannten Dreier-Regierung des „Demokratischen Kambodscha“. Diesmal verkündete Prinz Norodom Sihanouk seine Rücktrittserklärung zum Abschluß der jährlichen ASEAN -Konferenz in Bangkok. Im Mai 1987 hatte er die umgekehrte Variante geprobt: Damals trat er kurz vor dem Außenminister -Treffen als Präsident des antivietnamesischen Widerstands zurück. So oder so, auch diesmal war der Prinz die dominierende Figur der Konferenz.

Übereinstimmend hatten die Außenminister der sechs ASEAN -Länder und ihre Dialogpartner USA, Kanada, Australien, Neuseeland, Japan sowie die EG Sihanouk volle Unterstützung bei seinen Bemühungen für eine Kambodscha-Lösung zugesagt.

Um so überraschender kam gestern seine Entscheidung, nach Frankreich ins Exil zu gehen. Ernste Gründe, die er nicht nennen wollte, sollen ihn dazu veranlaßt haben.

Nicht auszuschließen ist, daß Sihanouks Entschluß ein taktisches Manöver ist, weil die für den 25.Juli anberaumte Jakarta-Runde noch immer auf der Kippe steht. Dort sollten seine eigene nationalistische Widerstandsfraktion, der konservative Flügel des früheren kambodschanischen Ministerpräsidenten Son Sann sowie die Roten Khmer informelle Gespräche mit dem pro-vietnamesischen Heng-Samrin -Regime aufnehmen. Nach dem von der ASEAN und ihren Dialogpartnern unterstützten Plan des indonesischen Außenministers Atalas sollten Vietnam und andere Staaten Südostasiens in einer zweiten Runde an den Gesprächen teilnehmen.

Wochenlang hat sich Hanoi geweigert, mit den Roten Khmer direkt zu verhandeln, während die Roten Khmer sich ihrerseits nicht mit der vietnamesischen Attrappenregierung in Phnom Penh einigen wollten.

Auf der ASEAN-Konferenz hatte sich in den letzten Tagen geradezu überschwenglicher Optimismus bezüglich einer Realisierung der Gespräche von Jakarta breit gemacht. Jetzt sieht es aus, als ließe der Ehrengast die Party platzen obwohl er in Bangkok in mehreren Gesprächen versichert hatte, er wolle an den informellen Gesprächen in Indonesien teilnehmen. Immerhin: Sihanouk will sich in Jakarta von seinem Sohn Norodom Ranariddh vertreten lassen.

sl siehe Kommentar auf Seite 4

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