: Immer Ärger mit Palästina
■ Nahöstliche-Lehrer-Fortbildung bereits von der zweiten Behörde nicht genehmigt
Der streitbare Hans Hedemann begnügt sich nicht mit seinem Arbeit als Studiendirektor für Latein, Geschichte und Gemeinschaftskunde am Gymnasium Huckelriede. Bevorzugt legt er sich mit sozialdemokratischen Autoriäten an, wenn es um das Thema „Israel/Palästina“ geht.
Er beantragte eine Lehrer-Fortbildung inclusive Studienreise zu dem Thema: „Israel/Palästina _ Orientierungen zum Nahost -Konflikt“ und handelte sich nichts als Ärger ein. Hatte er sie doch am „Wissenschaftlichen Institut für Schulpraxis“, kurz WIS genannt, beantragt, und an diesem Institut war vor drei Jahren ein Konflikt um eine angeblich antisemitische Examensarbeit entbrannt, die empörte Kreise bis hin nach Israel gezogen hatte. Der Leiter des WIS, Wilhelm Quante, befürwortete zwar Hedemanns Bildungs-Konzept, doch nicht er hatte bei dem „hochsensiblen Thema“ zu entscheiden, sondern Bildungssenator Franke mischte sich höchstselbst und zum ersten Mal in seiner Amtszeit in den Bereich „Lehrerfortbildung“ ein - und entschied negativ und ohne inhaltliche Begründung.
Hans Hedemann gab nicht auf. Er wandte sich an die Universität Bremen, die ebenfalls Fortbildungen für LehrerInnen organisiert. Dort fand Hedemann große Unterstützung, aber nicht genügend Finanzen. Denn zwar werden die LehrerInnen ihre Studienreise nach Israel/Palästina selbst bezahlen, doch das Honorar von 500 Mark, das der prominente jüdische Historiker Dan Diner für das Vorbereitungsseminar verlangt, soll aus der Staatskasse kommen. Da die Universität dafür kein Geld gibt, wandte sich Hedemann schließlich an eine andere Behörde, an die „Landeszentrale für politische Bildung“. Bei deren Leiter Herbert Wulfekuhl stieß er mit seinem Konzept zunächst auf Begeisterung. Aber nur zunächst, denn am 3. Juni setzte Wulfekuhl eine Absage an Hedemann auf, u.a. „weil die Landeszentrale für politische Bildung ein vitales Interesse an einer gedeihlichen Zusamenarbeit mit dem Ressort Bildung Wissenschaft und Kunst hat“. Wulfekuhl will erst nach dem Gespräch mit Hedemann davon erfahren haben, daß das Nahost -Seminar eine streitbare Vorgeschichte hat und sich deshalb ablehnend verhalten haben.
Für Hedemann, der gestern zusammen mit dem grünen Bürgerschaftsabgeordneten Paul Tiefenbach eine Presssekonferenz gab, steht fest: „Bildungssenator Franke, mein oberster Dienstherr, ist ein reiner Opportunist. Und in dieser Sache absolut konfliktscheu“. Herbert Wulfekul bescheinigte er „obrigkeitsstaatliches Denken“.
Der Grüne Paul Tiefenbach erinnerte daran, daß während Bremer Behörden um das Thema Nahost ängstlich herumlavieren, in den besetzten Gebieten weiterhin Besatzungsterror herrscht.
bd
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