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Stein oder Schein?

■ Ein Jahr und vier Monate Haft für Festgenommenen des 1.Mai Er will nur eine Bierdose geworfen haben, Polizeizeugen sahen einen Stein

Mit einer Haftstrafe von einem Jahr und vier Monaten endete vor dem Amtsgericht gestern der erste Prozeß in Sachen Krawalle 1.Mai 1988. Wie berichtet, war dem 27jährigen Norbert J. zur Last gelegt worden, einen Stein auf ein Polizeifahrzeug geworfen und bei der Festnahme Widerstand geleistet zu haben, des weiteren sollte er im Oktober '87 einem Hotelangestellten eine Plastiktüte geraubt haben. Mit Ausnahme des Widerstands bei der Festnahme wurde er gestern in allen Punkten für schuldig befunden und zu einer Gesamtstrafe wegen vorsätzlichen Vollrausches - er hatte am 1.Mai über drei Promille Alkohol intus - und Raubes verurteilt.

Norbert J. ist einer von sieben Personen, gegen die nach den diesjährigen 1.Mai-Unruhen Haftbefehl erlassen worden war. Nach Norbert J. war seinerzeit gefahndet worden, weil er zu einem früheren Gerichtstermin wegen des Plastiktütenraubs nicht erschienen war. Seinen Angaben, mit dem Raub nichts zu tun zu haben, schenkte das Gericht gestern ebenso wenig Glauben wie seiner Behauptung, am 1.Mai nur eine Bierdose geworfen zu haben. Dabei hatten die Polizeizeugen lediglich aus „Erfahrung“ geschlußfolgert, daß der „hellgraue“ Wurfgegenstand ein Stein gewesen sei. Ein Aussetzung der Strafe zur Bewährung wurde von Amtrichterin Angerstein wegen der einschlägigen Vorstrafen des Angeklagten verneint.

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