Klare Ziele sind unabdingbar

Die Leiterin der VHS Kreuzberg, Dr. Monika Breger (47): Eine Frau in Führungsposition  ■ I N T E R V I E W

taz: Sie sind als Leiterin der Volkshochschule in einer Führungsposition. Haben Sie lange darum gekämpft?

Monika Breger: Gekämpft ist nicht das richtige Wort, ich habe es lange vorbereitet. Wenn man weiß, daß man diese Position erreichen will, muß man schauen, nach welchen Kriterien Leute eingestellt werden.

Hatten Sie dabei das Gefühl, daß Sie persönlich viel aufgeben mußten?

Ich glaube, daß überall dort, wo man sich durchsetzen will, man manchmal Verhaltensweisen an den Tag legen muß, die einem nicht liegen, oder die man nicht will und man sich fragt, was ist eigentlich aus dir geworden. Aber auf der anderen Seite ist es ja so, daß, je höher man in der Hierarchie steht, umso mehr Freiraum vorhanden ist. Das muß man immer wieder für sich abwägen, die Zwänge gegenüber den Freiräumen.

Welches sind denn die Zwänge?

Ich muß mich auch kontrollierter verhalten, das wird von mir erwartet. Ich kann nicht sagen, laßt mich alle in Ruhe, ich hab‘ heute Kopfschmerzen.

Hatten Sie je damit Probleme, als Frau Anweisungen zu geben, Führungskraft zu sein?

Nein, ich persönlich nicht. Aber Frauen haben auch nicht unbedingt einen anderen Führungsstil als Männer. Ich kenne genügend Frauen, die sehr rigide oder auch autoritär sind in ihrer Leitungsfunktion. Zu spüren ist es meistens in Konfliktsituationen. Da werden Frauen, die auch mal losbrüllen als „zickig“ bezeichnet, bei Männern heißt das „temperamentvoll“. Das andere ist, aber da haben auch Männer Schwierigkeiten, wenn man versucht andere Arbeitsformen zu installieren, die allen die Möglichkeit geben mehr mitzureden, mitzuentscheiden. Das wird einem als Schwäche ausgelegt. Aber mit der Zeit kriegt man das in den Griff.

Was würden Sie einer jungen Kollegin raten, die sagt, ich will in eine Führungsposition?

Das wichtigste ist, daß sie erst mal einen Arbeitsbereich findet, wo sie sagt, da bin ich zu Hause. Dann ergibt sich alles andere fast von selbst. Das hört sich jetzt sehr leicht an, das ist es natürlich nicht. Aber wenn ich weiß, das ist mein Job, das macht mir Spaß, dann kann ich auch eingreifen, habe Vorstellungen von dem was ich will. Und dann muß man sich hocharbeiten. Und dazu gehört gute Arbeit. Dazu gehört natürlich auch, daß man sich bekannt macht und daß man lernt sich zu verkaufen. Man kann sich nicht einfach hinsetzen - und das werfe ich auch vielen Frauen vor - und sagen ich bin gut und abwarten.

Das heißt aber auch, sich den Bedingungen und Zwängen zu unterwerfen.

Ja, das ist klar, aber da gibt es eben auch Grenzen. In meinem Bereich in der Volkshochschule spielen die nicht so eine große Rolle. Die Volkshochschule, also die Erwachsenenbildung, ist in der offiziellen politischen Wertung ein relativ „unwichtiger“ Bereich. Da ist es leichter, sich mit Sach- und Fachkompetenz hochzuarbeiten. Wenn ich mir vorstelle, ich hätte eine solche Entscheidung treffen müssen in Bezug auf eine politische Führungsposition, hätte ich viel früher Grenzen gespürt, wo ich nicht mehr mitgespielt hätte. Weil da sich bekannt machen und dabeisein sich in Situationen abspielt, die nicht so sehr sachbezogen sind, sondern wo es um Macht geht.

Interview: Brigitte Fehrle