: Zwei Staaten - die einzige Lösung
Interview mit Hanna Siniora, Herausgeber der palästinensischen Zeitung 'Al Fajr‘ ■ I N T E R V I E W
Die in Ost-Jerusalem erscheinende Zeitung 'Al Fajr‘ repräsentiert in etwa die Position der Mehrheitsströmung von Yassir Arafats Organisation Al Fatah.
taz: Gibt Abu Sharifs Papier die Position der PLO wieder?
Siniora: Abu Sharif ist der offizielle Sprecher der PLO, er muß seine Äußerungen vorher mit den verschiedenen Gruppen abstimmen. Es hat Kritik gegeben, beispielsweise von George Habasch, aber hinter dem Papier, das Abu Sharif geschrieben hat und das den Staatschefs auf der arabischen Gipfelkonferenz in Algier im Juni vorgelegt worden ist, steht die Mehrheit der PLO. Diese Erklärung schreibt die bisherigen Versuche der PLO fort, eine politische, nicht militärische Lösung im Rahmen einer internationalen Konferenz anzustreben. Auch ich sehe in der sogenannten Zwei -Staaten-Lösung die einzige Möglichkeit, die Lage zu entspannen. Die USA spielen bisher keine neutrale Rolle, sie unterstützen eine Seite. Die USA als Supermacht haben aber die Pflicht, beiden Konfliktparteien zu helfen, ihre Differenzen auszuräumen. Leider haben sich die USA bisher nicht für Frieden und Stabilität eingesetzt, sondern nur Krisenmanagement betrieben.
Israels Verteidigungsminister Rabin hat sich in der letzten Zeit wiederholt mit Palästinensern aus den besetzten Gebieten getroffen. Was waren die Ergebnisse?
Mit den jüngsten Begegnungen möchte Rabin der Öffentlichkeit zeigen, daß er sich mit Palästinensern treffen kann. Aber er traf nicht diejenigen, die die eigentliche Position der Palästinenser repräsentieren, sondern pro-jordanische Persönlichkeiten. Wir haben ihn aufgefordert, demokratische Wahlen in den besetzten Gebieten zuzulassen. Wenn die Israelis mit Führern der Palästinenser sprechen wollen, dann müssen sie auch welche treffen, die gewählt wurden, und nicht „Führer“, die sie selbst ausgesucht haben.
Welche Rolle könnte Westeuropa bei den Bemühungen um eine friedliche Lösung spielen?
Eine größere als bisher. Westeuropa ist in der arabischen Welt und unter den Palästinensern glaubwürdiger als die USA. Europa könnte auf einer internationalen Konferenz in der Frage der Garantien der nationalen Rechte sowohl der Israelis als auch der Palästinenser großes Gewicht haben. Die Palästinenser wollen nicht den Staat Israel vernichten. Sie streben eine Situation an, in der die nationalen Bestrebungen beider Völker nach Frieden und Sicherheit realisiert werden. Das schließt auch wirtschaftliche Zusammenarbeit ein. Israel und der zukünftige palästinensische Staat sollten Vollmitglieder der EG werden.
Das Gespräch führte Beate Seel
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