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Veteranen-Odyssee durch Mittelamerika

Immer wieder wird der Hilfsconvoy für Nicaragua aufgehalten / Inzwischen sind noch 50 Teilnehmer dabei / Organisatorische Probleme nehmen vor der schwierigsten Etappe durch Honduras zu / Die Teilnehmer bleiben zuversichtlich: „Wir werden in Managua ankommen“  ■  Aus Mexico-Stadt Reimar Paul

Allen Drohungen und Behinderungen zum Trotz ist der „Veterans Peace Convoy“ wieder unterwegs. Auf die Hälfte ihrer ursprünglichen Größe von 100 Teilnehmern zusammengeschrumpft, machte sich die Karawane am Sonntag morgen von der mexikanischen Provinzhauptstadt Oaxaca auf den Weg zur guatemaltekischen Grenze. Von dort aus sollen die letzten - und voraussichtlich schwersten - Etappen bis zum Ziel in Managua in Angriff genommen werden.

Wie berichtet, hatten sich Anfang Juni mehr als 100 Veteranen der US-Army mit 50 Bussen und Lastwagen im texanischen Austin versammelt, um die mit Hilfsgütern beladenen Fahrzeuge durch Mexiko, Guatemala und Honduras nach Nicaragua zu fahren und dort verschiedenen sozialen Einrichtungen und Projekten zu übergeben. Die nordamerikanischen Zollbehörden, die direkt dem Finanzministerium unterstehen, untersagten dem Convoy jedoch die Weiterreise. Begründung: Der „unlizenszierte Export von Lastwagen“ verstoße gegen das 1985 verhängte Handelsembargo, außerdem könnten die Sandinisten die Fahrzeuge „zu Kriegszwecken mißbrauchen“.

Nach mehreren vergeblichen Versuchen, die Grenze zu passieren, waren die Veteranen Mitte Juni nach Washington gefahren, um mit einem Zeltlager gegenüber des Weißen Hauses und öffentlichem Druck die Ausreise zu erzwingen. Während ein Teil der Convoy-Teilnehmer wegen beruflicher und privater Verpflichtungen die Karawane verließ, einigten sich die verbliebenen 50 Teilnehmer - nachdem auch ein Gespräch mit Reagans Sonderbeauftragten für Lateinamerika, Elliot Abrams, kein Ergebnis brachte - auf eine neue Taktik. In kleinen Gruppen sickerten die ehemaligen Soldaten an verschiedenen Grenzübergängen nach Mexiko ein. Zum Teil, wie der Ex-CIA Agent und Convoy-Teilnehmer Phil Roettinger berichtet, unter „stillschweigender Billigung der Zollbeamten“. Laut Roettinger ist auch das im Rahmen der Kampagne gesammelte und nicht mit den Convoy-Fahrzeugen transportierte Hilfsmaterial - insgesamt mehr als 300 Tonnen Lebensmittel, Medikamente und Kleidung - per Schiff unterwegs nach Nicaragua.

Eine weitere unfreiwillige Pause mußte die Karawane im nördlichen Bundesstaat Nuevo Leon einlegen, als sie durch eine mehrstündige Straßenblockade, mit der Aktivisten der rechten Oppositionspartei Pan gegen den Betrug bei den mexikanischen Präsidentschaftswahlen protestierten, gestoppt wurde.

Wegen der vielen Verzögerungen ist der Convoy auf seiner Tour durch Süd-Mexiko mit einer Reihe von organisatorischen Problemen konfrontiert. Lokale Unterstützungsgruppen sind inzwischen zusammengebrochen oder wurden aufgrund fehlender Koordination, wie am Samstag abend in Juchitan, Oaxaca, von der Ankunft der Veteranen überrascht. Darüber hinaus stehen weitere politische Schwierigkeiten noch bevor. Die honduranische Regierung, die als Gastgeber der Contra die Durchreise des „Peace-Convoys“ alles andere als gern sieht, hat angekündigt, für jedes Fahrzeug eine „Transitgebühr“ zu kassieren.

Außerdem soll Militär die Karawane eskortieren, um jeden Halt, der zu Öffentlichkeitsarbeit und Kontakten mit der Bevölkerung genutzt werden könnte, zu unterbinden. Die verbliebenen 50 Veteranen sind dennoch alles andere als verzagt. Phil Roettinger: „Wir werden in Managua ankommen. Und wir werden mit unserer Aktion dazu beitragen, das ungerechte Handelsembargo gegen Nicaragua zu brechen.“

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