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IRA-Mitglied erschossen

■ Täter waren als Polizisten verkleidet / Brendan Davison, das Opfer, war führendes Mitglied der IRA und Sinn Fein

Belfast (taz) - Drei als Polizisten verkleidete Männer haben am Montag im nordirischen Belfast den 33jährigen Brendan Davison erschossen. Brendan war führendes Mitglied der Republikanischen Bewegung, also der Irisch-Republikanischen Armee (IRA) und deren politischem Flügel, der Sinn Fein Partei. Die IRA erklärte am Montag, daß Davison Mitglied ihrer Belfaster Brigade war. Bisher hat sich keine Organisation zu dem Mord bekannt. Die falschen Polizisten klingelten um 9.30 Uhr an der Tür von Davisons Wohnung in dem katholischen „Markets„-Viertel und gaben vor, ihn wegen einer Gerichtsvorladung sprechen zu wollen. Bereits eine halbe Stunde zuvor waren echte Polizisten mit der gleichen Absicht bei Davison erschienen. Die Mörder hatten offenbar detaillierte Informationen über diese Gerichtsvorladung, so daß Davison annahm, es handele sich um die echten Beamten. Nachdem Davison die Tür geöffnet hatte, erschossen ihn die falschen Polizisten mit neun Kugeln. Die Täter entkamen in einem zuvor gestohlenen Auto. Ein Autofahrer, der den Fluchtwagen verfolgte, gab später an, daß die Täter während der Fahrt die Uniformen auszogen und Zivilkleidung anlegten. Kurz danach habe er das Fahrzeug aus den Augen verloren.

Brendan Davison arbeitete in den letzten Jahren als Wahlhelfer für Sinn Fein. In den siebziger Jahren hatte er eine längere Gefängnisstrafe wegen unerlaubten Waffenbesitzes und versuchten Mordes verbüßt. 1982/83 saß er ein Jahr in Untersuchungshaft, nachdem er von einem Kronzeugen des Mordes an einem britischen Soldaten beschuldigt worden war. Das Verfahren wurde dann jedoch eingestellt, da sich der Kronzeuge als unzuverlässig erwies. Im letzten Jahr verübte die illegale protestantische „Ulster Volunteer Force (UVF)“ in einem Wettbüro einen Mordanschlag auf Davison, an dessen Folgen er noch immer litt. Ein Sinn -Fein-Sprecher vermutete gestern, daß der Mord an Davison ebenfalls auf das Konto der UVF geht.

Ralf Sotscheck

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