: Knast-Essen noch schlechter: „Am besten von Hilton“
■ betr.: „Roma boykottieren Einheitsbrei“'taz v. 28.7.88
Also, das ist ja der reinste Hohn, was ich da lesen mußte. Da beschweren sich die Leute über ein Essen, wonach andere sich die Finger lecken würden. Man denke nur an die ganzen Strafgefangenen, die mit einem Tagessatz von 4 Mark verpflegt werden. Wenn da jemand sagen würde, das ist Einheitsbrei, dann könnte ich das total verstehen, vor allem weil ich selbst diesen Knastfraß täglich essen muß.
Ich bin weiß Gott kein Ausländer-Feind, aber das ist nicht das Wahre. In ihrer Heimat konnten sie sich kaum das Brot leisten, und kaum hier aangekommen, glauben sie ein Drei -Sterne-Essen mit fünf Gängen serviert zu bekommen. Sie sollten sich ein Beispiel an den Sozialhilfeempfängern nehmen, die jeden Pfennig im Laden dreimal umdrehen müssen, wenn sie was zu beißen kaufen wollen. Und es gibt noch andere Beispiele, die verdeutlichen, wo gehungert wird.
Die Roma werden also ewig auf das reichhaltige und verzierte Essen warten müssen. Ich für meine Person wäre froh, dieses Essen mit dem Knastessen tauschen zu können.
Es verbleibt deshal
mit viel Hunger im Bauc
Andreas Karl, JVA Vechta
P.S.: Bei uns gabs heute zwei kalte Eier, Blumenkohl und Matschkartoffeln. Naja.
U-Satz:!!!!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen