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Frau Ruge informiert-betr.: "Zwischen Holocaut und Shoah", taz vom 25.7.88

betr. „Zwischen Holocaust und Shoah“, taz v. 25.7.88

Es ist Uta Ruge und der taz zu danken für den informierenden und persönlich akzentuierenden Bericht von der Oxforder Tagung, denn die hiesige überregionale Pesse, wie auch die größeren kirchlichen Publikationen, haben nahezu nichts davon „verlauten“ lassen. (...)

Die von Uta Ruge verwendete Formel von der „Theologie der Verächtlichkeit“ (ob nicht besser wäre „Theologie der Verachtung“, denn das Ehepaar Allan und Alice Eckardt spricht von „teaching of contempt“) wurde zuerst geprägt von dem französischen Historiker Jules Isaac. Die Nazis rotteten seine gesamte Familie aus - er ließ nach 1945 seinen Beruf als Hochschullehrer sein und forschte ausschlißlich nach den Quellen des Antisemitismus. Seine Arbeit „Jesus et Israel“ brachte 1946 zum ersten Mal die ausgearbeitete These von den wesentlichen christlichen Elementen des Antisemitismus in das öffentliche Gespräch.

Frau Ruge bedauert unüberhörbar die starke Präsenz der Theologen auf dem Kongreß, vermißt die Philosophen. Dem kann ich folgen, doch weiß ich als Theologe, daß in eben dieser Tradition auch die „Lehre der Verachtung“ mit bestem Gewissen praktiziert wurde und wird. Hier wurden die Sanktionen für das Morden vorgedacht, hier vollzog sich eine entsetzliche ethische Paralyse angesichts der verfolgten jüdischen Nächsten.

Ist eine christliche Theologie ohne manifesten Antijudaismus möglich - diese eine Frage muß von den Kirchen beantwortet werden und dazu wollte wohl der Kongreß weiterhin anstoßen. Das von Frau Ruge erwähnte Buch von Franklin H. Littell „The Crucifixion of the Jews“ ist seit 1986 auch als Paperback bei Mercer University Press zu erwerben.

Der zitierte israelische Historiker Yehuda Bauer sagte vor kurzem in einem Referat „Jede christliche Kultur ist im Prinzip antsemitisch“, deshalb istr eine solche große Korrektur-Tagung so wichtig.

Helmut Ruppel, Kirchenschulrat, Berlin

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