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Mangelberuf

■ Schlechte Bezahlung und Überforderung lassen den Krankenpflegeberuf immer unattraktiver werden

In den Berliner DRK-Krankenhäusern sind zur Zeit 14,2% der Krankenpflegeplätze unbesetzt. Die SPD nennt in den Großkrankenhäusern einen Personalmangel von rund 7%. Der Senat will diese Zahlen nicht bestätigen, er spricht von einem „normalen Fluktuationswert“ von 1,6%.

„Entscheidend ist, daß selbst die momentanen Planstellen für eine gute Versorung nicht ausreichen“, meinen Eingeweihte. Immerhin beträgt der Krankenstand innerhalb des Pflegepersonals im Klinikum Steglitz zur Zeit rund 8%, im Wenckebach-Krankenhaus wurden nach Angabe der SPD -Gesundheitsstadträte dieses Jahr bereits 2.759 Überstunden geleistet.

Im Bereich der Krankenpflege gilt immer noch die 40-Stunden -Woche. Nach einem seit Jahrzehnten geltenden Gesetz darf diese bei Bedarf sogar auf 60 Stunden ausgeweitet werden. Rund 85% der Pflegenden sind Frauen, somit wird dieser Beruf bei den sogenannten „Leichtlohngruppen“ eingestuft. Eine 28jährige Krankenschwester z.B. verdient netto rund 1.500 Mark. Der Verdienst einer verantwortlichen Oberschwester liegt nur 500 Mark höher. Eine Zusatzausbildung zur Anästhesie-, Intensiv- oder Schulschwester muß aus eigener Tasche finanziert werden - das Arbeitsamt gewährt nur zinslose Darlehen. Nach erfolreichem Abschluß verdient diese qualifizierte Fachkraft nur knapp 100 Mark mehr. Wen wundert's, daß ein(e) Krankenschwester / Krankenpfleger nach durchschnittlich 5 bis 6 Jahren seinen / ihren Beruf verläßt?

Auch das Ergreifen dieses Berufs ist mittlerweile unattraktiv geworden. Allein die große Krankenpflegeschule am Wannsee meldet einen Rückgang der Bewerber in den letzten 5 Jahren um 90%.

maz

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