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Krawall in Danzig

■ Polizei prügelt auf 3.000 Demonstranten ein / Anlaß: Erinnerungsfeier an den großen Streik auf der Leninwerft vor acht Jahren / Walesa: Kampf geht weiter

Danzig (afp/ap/dpa) - In Danzig ist es am Sonntag zu schweren Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Dabei gab es auf beiden Seiten Verletzte und eine Reihe von Verhaftungen. Anlaß zu den Demonstrationen bot eine Feier, die an den Beginn des Streiks auf der Danziger Leninwerft vor acht Jahren erinnerte, in dessen Folge die Gewerkschaft Solidarnosc, am 31.August 1980 vorübergehend legalisiert worden war.

Die Kundgebung begann nach einem Gottesdienst in der Sankt -Brigitta-Kirche mit einer Versammlung von 10.000 Menschen. Die Teilnehmer skandierten Parolen wie „Keine Freiheit ohne Solidarnosc“. Etwa 3.000 von ihnen zogen anschließend zum Drei-Kreuze-Denkmal, das an die Opfer der Unruhen von 1970 erinnert. Dort hatten jedoch die „Zomos“, Sondereinheiten der Miliz zur Aufruhrbekämpfung, den Zugang abgeriegelt und traktierten die Demonstranten mit Schlagstöcken. Ein- bis zweihundert Personen drangen trotzdem weiter in die Altstadt vor und bombardierten die „Zomos“ mit Steinen sowie Cafehausstühlen und -tischen. Augenzeugenberichten zufolge sollen sie dabei von Passanten spontan unterstützt worden sein. Es hieß, daß insgesamt zwanzig Demonstranten verletzt worden seien, drei von ihnen wurden schwer zusammengeschlagen.

Die Angaben über Verhaftungen schwanken zwischen ein und zwei Dutzend. Die offizielle polnische Nachrichtenagentur PAP berichtete von sechs verletzten Polizisten. Sie warf Pfarrer Henryk Jankowski vor, bei der Gedenkfeier eine „aggressive und regierungsfeindliche“ Rede gehalten zu haben. Ein anderer Redner vor der Brigitten-Kirche war Arbeiterführer Lech Walesa gewesen. Er kündigte an, daß die Solidarnosc-Leitung am 28.August in Danzig zusammenkommen werde, um ein Dokument zur zukünftigen Rolle der Gewerkschaft zu beraten. „Unser Kampf geht weiter“, sagte Walesa. „Wir wollen in einem besseren Polen mit mehr Würde leben.“ Er räumte ein, daß es keine Rückkehr zur Lage im Jahre 1980 geben könne. Die Solidarnosc setze nun auf „evolutionäre Lösungen“ statt auf radikales Vorgehen.

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