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Spielbank-Kronzeuge schwer krank

Laszlo Maria von Rath erlitt Herzattacke / Weitere Vernehmung durch Hannoveraner Spielbankausschuß zunächst ausgeschlossen / Von Rath sollte zum Stimmenkauf bei Albrecht-Wahl aussagen  ■  Aus Hannover Jürgen Voges

Der Kronzeuge in der niedersächsischen Spielbankaffäre, Laszlo Maria von Rath, hat in der Nacht zum Donnerstag eine Herzattacke erlitten. Er wurde auf die Intensivstation eines Hildesheimer Krankenhauses eingeliefert. Von Rath war am Mittwoch bei seinem ersten Auftritt vor dem Spielbankausschuß in Hannover acht Stunden lang vernommen worden. Die Erkrankung sei ernsthafter Natur und schließe zunächst eine weitere Vernehmung aus, teilte gestern der Vorsitzende des Spielbankauschusses, Wolf Weber mit. Weber hatte sich noch am Donnerstagmorgen in Hildesheim über den Gesundheitszustand des Zeugen informiert und auch mit von Rath selbst ein kurzes Gespräch geführt. Von Rath sei bereit und Willens, weiter auszusagen, sagte Weber. Dies verbiete sich aber zunächst aus medizinischen Gründen. An eine weitere Vernehmung von von Rath sei frühesten in gut acht Tagen zu denken. Laszlo Maria von Rath hätte eigentlich gestern morgen zu dem Vorwurf des Stimmenkaufs bei der Albrecht-Wahl 1976 vom Ausschuß gehört werden sollen. Auch der ehemalige FDP-Innenminister Röttger Groß, der gestern Nachmittag zum zweitenmal als Zeuge vor dem Spielbankausschuß aussagte, ging gesundheitlich stark angeschlagen in die Vernehmung. Diese war allerdings auf ausdrücklichen Wunsch von Groß selbst kurzfristis angesetzt worden. Der ehemalige Innenminister und FDP -Landesvorsitzende, der sich erst vor 14 Tagen einer Herzoperation unterziehen mußte, versuchte vor dem Auschuß seine Entscheidung aus dem Jahre 1975 zu rechtfertigen. Er hatte damals entschieden, Konzession für die Spielbanken Bad Bentheim und Bad Zwischenahn an eine fast nur aus FDP -Mitgliedern bestehende Bewerbergruppe um den hannoverschen Unternehmer Krut Jodexnis zu geben. „Für mich war es ein Schönheitsfehler“, sagte Groß, „daß drei Mitglieder dieser Gruppe Mitglieder der FDP waren, aber ich konnte wegen dieses Schönheitsfehlers der Gruppe die Konzession nicht verweigern. Nach Meinung von Groß hätte es gegen den Gleichheitsgrundsatz des Grundgesetzes verstoßen, wenn er der Gruppe, an der später auch der FDP-Landesschatzmeister Detlef Kleinert und ein weiteres FDP Landesvorstandsmitglied beteiligt wurden, nur deswegen die Konzession verweigert hätte, weil die Bewerber zufällig der gleichen Partei wie er selbst angehörten.

Am heutigen Freitag wird der Spielbankausschuß Ministerpräsident Albrecht als Zeugen hören. Die CDU zieht inzwischen selbst in Zweifel, daß die Aussagen, die Innenminister Hasselmann vor dem Spielbankausschuß gemacht hat, der Wahrheit entsprechen. Während Hasselmann in seiner Aussage begründet hatte, warum er in einem Brief dem Spielbankbewerber Kalweit ein Gespräch über ein „diffiziles Problem“ mit Laszlo Maria von Rath empfahl, will die CDU nun durch ein linguistisches Gutachten beweisen, daß Laszlo Maria von Rath dieses Schreiben selbst verfaßt hat. Um diese Behauptung zu entkräften, ist von Rath bereit, alte eigene Schriftstücke als Vergleichsmaterial für die wissenschaftliche Untersuchung zur Verfügung zu stellen. Auch die Rechtsgültigkeit des Vertrages, mit dem von Rath im Jahre 1971 25% des Gewinnes der Spielbank abgetreten wurde, zweifeln die CDU-Ausschußmitglieder an.

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