Keinen Fisch gefunden

■ Das Wasserwirtschaftsamt kann den Verursacher des Fischesterbens in Woltmershausen nicht mehr feststellen

„Es könnte von Brinkmann kommen. Wir haben nichts anderes zur Auswahl.“ Für Hans-Peter Weigel, beim Wasserwirtschaftsamt Bremen für die Gewässergüte zuständig, läßt sich es sich dennoch nicht eindeutig belegen, wer für das Aale-Sterben in den Gräben eines Parzellengebietes in Woltmershausen verantwortlich ist (taz vom 19.8.). Die Behörde konnte lediglich feststellen, daß in den Gräben extremer Sauerstoffmangel herrscht. Noch gestern wurde nur 0,5 bis 1 Milligramm Sauerstoff im Gerstenneulandsfleet gemessen; fünf bis sechs Milligramm sind normal, drei gelten als Überlebensgrenze für die Aale. Bis auf eine Nachuntersuchung in der nächsten oder übernächsten Woche, die die weiteren biologischen Folgen der Verschmutzung erfassen soll, hat das Amt die Akten geschlossen. Schuldige können nicht mehr ermittelt werden.

In der Nacht zum letzten Montag hatte ein Rohrbruch den Keller einer Halle des Zigarettenherstellers Brinkmann unter Wasser gesetzt, in dem Tabak gelagert war. Das nikotinhaltige Wasser wurde von der Feuerwehr in die Brinkmann-Kanalisation abgepumpt. Der Abfluß des Kanals, der normalerweise nur für Kühlwasser benutzt wird, mündet unmittelbar in die Gräben des Parzellengebietes.

Daß es am Donnerstag zu einer neuen Welle des Fischsterbens gekommen sei, glaubt Weigel nicht: „Da sind die Fische hochgekommen, die am Montag ge

storben sind.“ Ob überhaupt sauerstoffzehrende Substanzen in die Gräben eingeleitet wurden, kann das Amt ebenfalls nicht sicher feststellen: Die toten Aale könnten auch zur Ursache des Sauerstoffmangels geworden sein.

Brinkmann-Firmensprecher Dohms hatte gegenüber der taz erklärt, die Fische hätten nicht am Tabakwasser sterben können, weil Nikotin in der Natur sehr schnell zersetzt werde. Für Weigel ist eine solche Vergiftung jedoch zumindest theoretisch möglich: „Das Nikotin fragt nicht danach, ob es schnell abbaubar ist, wenn es aus dem Rohr kommt.“ Wenn die toten Fische nicht hauptsächlich an der Einleitungsstelle zu finden waren, könne das auch am Fluchtreflex liegen, sagte Weigel. Einen toten Fisch hat das Amt aber nicht untersuchen lassen: Am Dienstag, als die behördlichen Wasserschützer die Gräben untersucht hatten, waren keine toten Tiere zu finden, weil sie von den Parzellisten schon am Montag herausgefischt worden waren. Und in den Aalen, die am Donnerstag aufgeschwemmt wurden, wäre das Nikotin tatsächlich nicht mehr nachweisbar gewesen.

Der Firmensprecher hatte zudem erklärt, das vergiftete Wasser könne auch zum Löschwasser des Baumwollbrandes gehören, das in der gleichen Nacht zu einem Fischesterben in der Ochtum geführt habe. Das wiederum hält der Beamte für ausgeschlossen: „Da gibt es keinerlei Verbindung.“

mc