: Weiß-blauer Rundfunk in schwarzer Hand
CSU-Pressesprecher Rosenberg wechselt zum Bayerischen Rundfunk / Stoiber hatte sich persönlich für einen CSU-Nachfolger eingesetzt / Wirtschaftsjournalist vom BR-Hörfunk übernimmt Pressesprecheramt ■ Aus München Luitgard Koch
Der Pressesprecher der CSU-Landesleitung, Godel Rosenberg (42), wechselt nach zehn Jahren treuen Diensten in der Parteizentrale aus der Nymphenburger Straße ins Fernsehstudio des Bayerischen Rundfunks nach Freimann über. In der Auslandsredaktion wird er neben dem SPD-Mann Franz Stark, der nach langem Hin und Her als Zugeständnis an die SPD doch noch die Nachfolge von Friedrich Schreiber und damit die Leitung der Auslandsredaktion übernehmen konnte, für die nötige Ausgewogenheit sorgen.
Diese Besetzung ist von langer Hand vorbereitet. Bereits im Februar vergangenen Jahres erkundigte sich Staatskanzleichef Stoiber (CSU) schriftlich bei BR-Intendant Reinhold Vöth, „welche Überlegungen für die Nachfolge von Dr.Friedrich Schreiber und eventuell Dr.Eberhard Büssem ('Weltspiegel' -Redaktion) sowie Dagobert Lindlau als 'Chefreporter‘ bestehen“. Dieser Brief, der der SPD in die Hände fiel, sorgte damals für Schlagzeilen. Doch die Wogen glätteten sich wieder, und Adlatus Stoiber betonte, daß diese Einflußnahme auf die Personalpolitik zu seinen Aufgaben als Rundfunkrat gehöre und keinesfalls verfassungswidrig sei.
Zwar heißt es in der CSU-Landesleitung, Pressesprecher Rosenberg - er arbeitete vorher bei der ebenfalls rechtslastigen Tageszeitung 'Münchner Merkur‘ - werde erst Ende des Jahres seinen Posten verlassen. Sein Nachfolger ist jedoch schon in Sicht. Die Rotation zwischen Sender und Partei funktionert wie geschmiert. Der junge Peter Hausmann aus der Hörfunkabteilung Wirtschaftsfunk des BR soll ab 1.November in der Parteizentrale als Pressesprecher arbeiten. Der Sohn des bayerischen Sportjournalisten Fritz Hausmann war Mitglied des Landesvorstands der JU. Zwar wurde er noch vor wenigen Wochen im 'Münchner Merkur‘, der wie immer das „schwarze“ Gras wachsen hört, als neuer Abteilungsleiter des Jugendfunks im BR gehandelt. Doch dieser Kelch scheint am „Zündfunk“, eine der wenigen Enklaven für Radioprogramm ohne weißblaues Rautenmuster, nochmals vorbeigegangen zu sein.
Daß der 'Münchner Merkur‘ sein Ohr so nah am Puls des Senders und den Winkelzügen der CSU hat, kommt nicht von ungefähr. Denn im Medienteil passiert es schon mal, daß der ehemalige Medienreferent der CSU-Kaderschmiede „Hanns-Seidl -Stiftung“, unter Pseudonym versteht sich, Rezensionen schreibt. Und dann am liebsten noch über einen Film, der die entwicklungspolitische Arbeit der Stiftung in Afrika zeigt. An diesem Film hat der Medienspezialist natürlich selbst mitgearbeitet, und er vergißt nicht, sich - Ralph Schneider
-in der Rezension dafür zu loben. Aber wie meinte doch eine Mitarbeiterin aus der CSU-Zentrale, als sie auf den Werdegang ihres Chefs Rosenberg vom 'Münchner Merkur‘ zur Parteizentrale zu sprechen kam: „Das ist dort wie ein Nest.“
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