: „Politischer Machtkampf“
■ Die Mutter des behinderten Tim zur Entscheidung des hessischen Kultusministers
taz: Frau Hartung, welche Gefühle bewegen Sie jetzt. Sie haben bislang vergeblich dafür gekämpft, daß ihr Sohn Tim in eine „normale“ Grundschule gehen kann.
Karola Hartung: Ich hoffe, daß wir nicht vergeblich gekämpft haben. Es ist entsetzlich, daß wir der Entscheidung dieses Kultusministers so ausgeliefert sind. Ich kann das nicht verstehen. Die Kinder waren in einem integrativen Kindergarten; das gesamte Lehrerkollegium ist für die Aufnahme; sämtliche Gutachten sind positiv. Die Kinder sind selbständig. Die fahren alleine mit dem Bus oder dem Fahrrad in die Stadt.
Wie haben Sie diese Entscheidung des Kultusministers aufgenommen?
Diese Entscheidung des Kultusministers ist unbegreiflich. Aber wir werden nicht aufgeben, auch wenn der Streß für uns immer größer wird. Denn die Alternative Sonderschule, die ist für uns nicht annehmbar.
Was glauben Sie, was der eigentliche Hintergrund dieser Entscheidung des Kultusministers ist?
Ich denke, das ist ein Machtkampf. Es geht um Macht, und es wird dabei total vergessen, daß es hier um Kinder geht. Das ist ein politischer Machtkampf.
Sie wollen nicht aufgeben. Wie soll es jetzt weitergehen, nach dieser Entscheidung?
Zum einen hoffen wir noch auf den Landtag. Gerade die Abgeordneten der Regierungsparteien müssen sich jetzt überlegen, ob sie sich dieser ganz und gar unbegreiflichen Haltung des Kultusministers anschließen oder sich dagegen stellen. Zum andern wollen wir aber auch spektakuläre Aktionen durchführen. Wir lassen das nicht so stehen, was dieser Kultusminister entschieden hat. Wir nehmen das nicht an.
Interview: Klaus-Peter Klingelschmitt
Lesen gegen das Patriarchat
Auf taz.de finden Sie eine unabhängige, progressive Stimme – frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen