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Wer gibt Charlottenburg schon einen Korb?

■ Der DTV-Basketballexpress ist am vergangenen Wochenende auch gegen europäische Spitzenteams schwer ins Rollen gekommen

Die Leute, die beim Berliner Basketballbundesligisten DTV Charlottenburg in der zweiten Reihe die Fäden ziehen, sind Profis. Die Organisation und Pressearbeit klappt ausgezeichnet - Qualitätren, die Voraussetzung sind, wenn man die Wirtschaft dazu bewegen will, sich als Sponsoren zu engagieren.

Das Geld ließ sich bewegen, und ein Etat von 650.000 Mark für die kommende Saison machte es möglich, Spitzenspieler wie Mike Jaeckel (Köln), Sven Meyer (Bamberg), Lars Stinshoff und Horst Schmitz (beide Leverkusen) an die Spree zu verpflichten. Als die Änderung des Reglements, nunmehr zwei Ausländer einsetzen zu dürfen, beschlossen war, stieß noch der US-Amerikaner Lew Hill von der Wichita State University dazu.

Daß ihm vier Nationalspieler und ein farbiger (endlich!) College-Spielmacher zugereicht worden sind, hat Trainer Rick Shore sicherlich riesig gefreut - andererseits keine geringe Aufgabe, sie mit den Leistungsträgern der letzten Saison zu einem erfolgreichen Team zu vermischen. Der Erfolgsdruck ist angesichts der Investitionen natürlich enorm. Pressesprecher Peter Schließer: „Das Erreichen des Halbfinales in Meisterschaft und Pokal ist Minimum. Nach oben hin ist alles offen!“

Dem Coach sind aber fairerweise eine Reihe von Möglichkeiten an die Hand gegeben worden, sein neues Team einzustellen. Vom 20. bis 22.8. war man bei einem Turnier in Monaco, wo in drei Spielen der Sieger jeweils DTV Charlottenburg hieß, und am vergangenen Wochenende waren drei europäische Spitzenteams in der Schöneberger Sporthalle zu Gast.

Am Freitag abend stand man zum Auftakt dem schwedischen Meister der letzten beiden Jahre, SBBK Södertälje, gegenüber. In der ersten Halbzeit kam der DTV Express noch nicht so richtig ins Rollen, nach dem Wechsel aber ließ Lew Hill ein wenig von seinem Können aufblitzen - daß er als Spielmacher notfalls auch allein die Punkte machen kann, sei nur am Rande erwähnt, einen starken Eindruck hinterließ, wie er seinem schwedischen Gegenüber auf der Pelle hing. Drei Ballverluste waren die Folge - die Gastgeber konnten sich absetzen, siegten mit 100:83.

Weniger Widerstand als erwartet leistete dann am Samstag der VEF Riga, bei dem der Europa-Auswahlspieler Valdis Valters den Taktstock schwingt. Die Spieler aus der UdSSR sahen sich bei ihrem ersten Besuch in Berlin einem DTV gegenüber, der dadurch, daß die Einwechseler keine Schwächung mehr bedeuten, 40 Minuten lang Vollgas geben konnte, bereits zur Halbzeit mit 16 Punkten führte und schließlich mit 123:101 gewann. Bester Werfer war Mike Jaeckel mit 31 Punkten.

Obwohl das Endergebnis der Abschlußbegegnung gegen den vierfachen Europapokalsieger Cibona Zagreb - die Jugoslawen hatten zuvor zwar die Männer aus Riga besiegt, gegen die Schweden jedoch verloren - bei Redaktionsschluß noch nicht feststand, darf Berlins Basketballgemeinde mit Wonne in die nächste Zukunft sehen.

Wenn man Coach Rick Shore glauben darf und am vergangenen Wochenende wirklich erst 75 Prozent der Mannschaft zu sehen war, die er im Kopf hat, dürfte in der nächsten Saison das Parkett der Sporthalle am Sachsendamm für die Wessis ein heißes Pflaster werden. Und nicht nur für die. Beim DTV sorgt eine bekannte Jeans-Kette dafür. Money makes halt doch the world go around!

Theo Breiding

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