: Umweltschutz für ganz Berlin
■ Erstmals haben Umweltinitiativen aus Ost- und West-Berlin in einer gemeinsamen Erklärung mauerübergreifende Umweltschutzmaßnahmen gefordert
In einer Erklärung, die dem West-Berliner Senat und dem Magistrat von Ost-Berlin übergeben wird, haben Umweltschutzgruppen aus beiden Teilen der Stadt erstmals gemeinsam eine Verbesserung der Umweltpolitik gefordert. Anlaß ist die Unterzeichnung des Umweltabkommens zwischen der Bundesrepublik und der DDR heute vor einem Jahr.
In der gemeinsamen Erklärung stellen der „Energiepolitische Ratschlag“, ein Zusammenschluß West-Berliner Umweltgruppen, und die „Arche“, das grüne Netzwerk in der evangelischen Kirche der DDR, fest, daß die Umweltpolitik trotz des Abkommens keinen Schritt weitergekommen sei. Da „wir als Bewohner des Ballungsgebiets Berlin - Ost und West - von dieser Tatenlosigkeit besonders betroffen“ sind, heißt es in der Erklärung, „ist gemeinsames Handeln gegen grenzüberschreitende Umweltbelastungen dringend erforderlich“.
Die Umweltaktivisten schlagen dem Magistrat und dem Senat auch gleich drei konkrete Projekte vor: die Einrichtung eines gemeinsamen Luftmeßnetzes, dessen Meßwerte in Medien beider Stadtteile veröffentlicht werden sollen, eine gemeinsame Smog-Verordnung mit wirksamen Maßnahmen bei dicker Luft. Außerdem müsse der Teltowkanal, jetzt ein „grenzüberschreitender Giftgraben“, in einem gemeinsamen Programm gründlich saniert werden. Zum dritten werden konkrete Forderungen gestellt, um die im Bau befindliche Sondermüll-Verbrennungsanlage in Schöneiche mit wirksamen Filteranlagen auszurüsten und die von West-Berlin mitbenutzten Deponien Vorketzin und Schöneiche zu sanieren.
Die Umweltgruppen tauschen Informationen aus, was nicht nur für die Gruppen in der DDR - dort sind Umweltdaten geheim von Bedeutung ist. Auch die West-Berliner erfahren beispielsweise die Probleme mit ihrem Müll auf den Ost -Deponien. „Wir wollen“, so Hartwig Berger, Sprecher des Energiepolitischen Ratschlags, „alle an Umweltfragen interessierten Menschen bei uns und in der DDR so miteinander vernetzen, daß dieses Netz unzerreißbar wird.“
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