Klöckner: Warten auf die Hupe

■ Hochofen produziert auf vollen Touren, obwohl er nur provisorisch repariert wurde / Schlosser arbeiten im gefährdeten Bereich / Wenn's hupt sollen sie rennen

Erst vor zwei Jahren wurde er von Grund auf renoviert, jetzt ist er schon wieder kaputt: der Hochofen II der Bremer Klöcknerhütte. Anfang August suchte sich das flüssige Eisen aus seinem Inneren selbständig einen Weg nach draußen. Ganz unten, an seinen Fundamenten, fraß es sich durch Mauerwerk und Blechpanzer. Zum Glück hielt sich damals niemand am Fuße des Hochofens auf.

Weil der Stahlboom ungebrochen ist, wurde der lädierte Hochofen nur provisorisch abgedichtet und unter Vollast weiterbetrie

ben. Die Reparatur soll erst in einer Woche beginnen. In die Nähe der Fundamente aber durfte seit dem Durchbruch niemand mehr. Rot-weiße Warnschilder wurden an jedem Pfeiler aufgehängt.

Die Schilder hängen noch heute, aber gearbeitet wird dort jetzt auf Hochtouren. Schlosserkolonnen der Firma Krupp bereiten die anstehende Großreperatur der Hochofens vor. Direkt am Blechpanzer wird geschweißt und gehämmert.

Die Sicherheit der Schlosser hängt dabei an einer Hupe. Denn daß der Hochofen jederzeit wie

der durchgehen kann, damit rechnet auch die Klöckner -Betriebsleitung.

Sie hat eine Reihe von Meßstellen in seinen Panzer einbauen lassen. Wenn dort die Temperatur über 750 Grad steigt, leuchtet im Leitstand des Ofens ein Blinklicht auf. Dann sollen die Hochofen-Steuerleute auf die Hupe drücken und die Schlosser um ihr Leben rennen. Ob beides schnell genug gehen wird, ist fraglich: Denn Temperaturanzeige und Blinklicht haben die Steuerleute nicht vor Augen, sondern in ihrem Rücken.

mw