Jedem seinen Sender

■ Ab Oktober werden Schwule und Lesben auch eigenes Fernsehen haben

Ab Oktober will „Szene TV“, schwul-lesbisches Projekt, ein TV- Programm im Mischkanal senden. Geplant sind zunächst 2 Stunden wöchentlich. Morgen wird deshalb im Tempodrom ein Benefiz veranstaltet, das zur Finanzierung des schwul -lesbischen Fernsehens beitragen soll. (Ab 20 Uhr: Musik von Die Penaten, The Planets, No Harms, Trio Uhura, Peppermint Dandies und Steve Bronski von Bronski Beat.) Ein Interview mit Torsten Kowohl, Mitarbeiter bei „Szene TV“, zum neuen Projekt.

taz: Wieso braucht Berlin mit seinem Wahnsinns-Kabel -Angebot auch noch ein schwul-lesbisches Fernsehen?

Torsten: Ich denke, daß das eine Chance ist. Wir haben schwule Print-Medien und schwules Radio, Fernsehen, das ist noch mal ein ganz andres Medium. Es ist eine Chance, im Mischkanal zu relativ günstigen Bedingungen vom Preis und von der Zeit her ein breites Programm zu bieten. Ich denke, daß die Stadt das braucht, Berlin ist eine Hochburg der Schwulen und Lesben. Wir müssen mit der Zeit gehen, in dieser Medien-Goldrausch-Zeit.

Ist denn nicht der Kundenkreis im Kabel einfach zu klein?

Muß man ausprobieren. Wir wollen's nicht nur über Kabel senden. Wir werden auch in die Läden gehen, wie Mann-O-Meter z.B., in die Vereine, da wird die Sendung dann über Video gezeigt. Es kommt auf die Qualität der Sendungen an.

Wieviel Stunden Programm macht ihr?

Wir werden zwei Stunden machen alle zwei Wochen, ab Ende September. Später, wenn's gut läuft, dann wöchentlich.

Wie finanziert ihr das?

Aus Werbespots, den Einnahmen aus Veranstaltungen und Produktionen, die wir herstellen und weiterverkaufen werden.

Was soll inhaltlich laufen?

Inhaltlich ist es breitgefächert. Wir haben zum einen schwul-lesbische Themen, zum andern das Thema Aids, was auf eine andere Art behandelt werden soll, als immer dieses Ding mit den Tränendrüsen und Leute zeigen und Schicksal, sondern handfester - wie sollen wir lieben, um dem Virus eine möglichst kleine Angriffsfläche zu bieten, eben richtige Information. Außerdem Musik, Show, Kunst, Kultur. Eine Nachrichtensendung und natürlich das Wetter. Das soll nicht nur an die schwul-lesbische Adresse gehen.

Interview: Kotte