Parteimitglied der ersten Stunde

Werner Felfe, Mitglied des Staatsrats der DDR, starb im Alter von 60 Jahren  ■ P O R T R A I T

„Sein ganzes Schaffen war gekennzeichnet durch ein enges, kameradschaftliches Verhältnis zu den Genossenschaftsbauern und Arbeitern“, heißt es in einem Nachruf in der Donnerstagsausgabe des SED-Zentralorgans 'Neues Deutschland‘. Werner Felfe, der 60jährige Landwirtschaftsexperte, Mitglied des Politbüros, Sekretär des Zentralkomitees der SED und Mitglied des Staatsrats der DDR wurde von vielen DDR-Analytikern als Nachfolger Erich Honeckers in Betracht gezogen. In der DDR und auch in Bonn galt er als einer, der in seinem Verantwortungsbereich, der Agrarpolitik, seit 1981 relativ erfolgreich war und auch in der Wirtschaftspolitik Kompetenz besaß.

Der von unterschiedlichen Seiten als umgänglich und freundlich beschriebene Felfe wurde am 4.Januar 1928 in Großröhrsdorf als Sohn einer Arbeiterfamilie geboren und trat bereits mit 17 Jahren in die KPD ein. Als Parteimitglied der ersten Stunde nach dem Zusammenbruch Nazideutschlands war ein steiler Aufstieg in der FDJ und der SED vorgezeichnet: Mit 22 Jahren wurde er 1.Sekretär der SED -Kreisparteiorganisation Flöha, 1957 bis 1960 war er Vorsitzender des Kreises Zschopau und von 1960 bis 1963 bekleidete er diese Funktion in Karl-Marx-Stadt.

Als er 1971 zum 1.Sekretär der Bezirksleitung Halle bestimmt wurde, konnte er sich eine eigene Hausmacht aufbauen und die Zentrale auf sich aufmerksam machen. Schon 1973 wurde er Kandidat und 1976 Mitglied des Politbüros der SED, seit 1981 auch Sekretär des Zentralkomitees. Felfes Tod wird die Führung der DDR in keine personelle Krise stürzen oder gar ein Personalkarussell in Schwung bringen, bei dem neue politische Akzente deutlich würden. Immerhin hat das Politbüro noch 21 Mitglieder, und fünf Kandidaten warten nur darauf, berufen zu werden. Doch deutlich zeigt sich, daß hinter der ersten Reihe der alten Männer, die ihre Macht verteidigen, eine Lücke klafft.

Erich Rathfelder