piwik no script img

Unheil lag in der Luft

■ Zum 2. Teil des kleinen Indenpendent-Festivals im Schlachthof erschien nicht nur taz-Ex-Chefredakteur Ottmar Weber, sondern auch Bands und sogar das Publikum

Einige hatten es leider immer noch nicht mitbekommen: Der erste Abend des kleinen Independent-Festivals im Schlachthof war den Unwägbarkeiten des Komerzes zum Opfer gefallen. So waren einige in der bangen Hoffnung am Samstag in Findorff erschienen, wenigstens den zweiten Teil des Musikereignisses zu erleben: sie wurden nicht enttäuscht. Schon vorher war allerdings eines klar: Eine Hälfte des ausgefallenen Abends wird bereits am Mittwoch im Römer nachgeholt. Die Bremer Formation Hard Boiled Man Goes und die Australier These Immortal Souls werden sicherlich auch in der neuen Umgebung voll zur Sache gehen, das versicherte Mitveranstalter Michael Bultmann.

Am Samstag war es zunächst einer anderen Bremer Band vorbehalten, den Dreier-Set zu eröffnen. The Perc Meets The Hidden Gentleman, das sind Tom Redecker und Emilio Winschetti, und sie hatten sich gleich doppelt verstärkt. Neben Eva Licht, diesmal mit rot-kolorierter Kopfbehaarung, steuerte auch taz-Ex-Chefredakteur Ottmar Weber, besser

bekannt als Willi vom Radio, einige Vokalparts bei, bezeichnenderweise aus dem eigenen Kühe im Nebel -Repertoire. Der Text des Bullen-und Knüppelstücks ging zwar etwas in der lauten Aussteuerung unter, aber der Spaß auf der Bühne war den Musikern durchaus anzumerken. Emilio hatte offenbar mit einer Grippe zu kämpfen, aber das hielt ihn nicht davon ab, in Anspielung auf die späteren Headliner aus England die Ansagen mit ausladendem Gestus unter das Volk zu bringen, gleichsam als was-ihr-könnt-machen-wir-schon-lange. Der Minimal-Düstersound der versteckten Männer und Frauen kam jedenfalls beim Publikum gut an, trotz der Erwartungshaltung einiger, die sich voll auf die britischen Lastwagen eingestellt hatten.

Doch zuvor tobten in satanischen Nebelschwaden die Hamburger Girls under glass über das Schlachthof-Podium. Zwei Schwarzmasken im Ku-Klux-Klan-Stil kreuzten jeweils ein brennendes Fackelpaar über den Köpfen der ZuhörerInnen, untermalt von dunklen Synthesizer Klängen, die mitunter schon bedrohlich ins Klerikale abrutschten. Danach wurde es gar noch bombastischer und Unheil lag schwer in der Luft. Dieses Schwarze-Messe-Intro hielten die fünf Langhaarigen mit ihren frischgewaschenen Köpfen jedoch nicht lange durch. Im folgenden boten sie einen Düsterrock der durchschnittlichen Art, durchsetzt mit etwas Choreographie, wenn ihr rhythmisches Kopfwackeln als solche verstanden werden sollte. Daß es sich bei ihren Feuerspielereien nur um eine Spontanidee handelte, war aus dem Backstage-Bereich zu hören. Die Mädchen, die wie Jungen aussahen, wollten mit ihrem martialischen Auftritt nur Eindruck schinden. WaAEAE'(c)AEOEae?

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen