: Auf jeden Banker ein Polizist
West-Berliner Polizei stellt Programm für IWF-Kongreß vor / Kewenig: Alles im Griff ■ Aus Berlin Till Meyer
Mit dem Verbreiten von Deeskalationsposten will die West -Berliner Polizei den erwarteten Störungen der Jahrestagung von Internationalem Währungsfonds und Weltbank Ende September in der Stadt entgegenwirken. Posteraufdruck: „Gewalt verhindert Lösungen - Ihre Berliner Polizei“. „Wir hatten zum 1.Mai '88 zum ersten Mal so etwas eingesetzt, und der Erfolg war gut“, erklärte Berlins Landespolizeidirektor Kittlaus auf der gestrigen Pressekonferenz zur „Sicherheitslage“ vor und während der Zusammenkunft der über 10.000 Vertreter der Hochfinanz im Berliner Kongreßzentrum.
Aber dann kamen ganz andere Fakten: seit Tagen rollen auf verschiedenen Wegen 2.700 Polizeibeamte aus dem Bundesgebiet nach West-Berlin. Zusammen mit den 6.000 Berliner Kollegen kommt dann auf jeden Banker ein Polizist. Mehr als 1.000 Beamte in Zivil werden sich auch in den zahlreich geplanten Gegenveranstaltungen bewegen und „für beweissichere Festnahmen eventueller Störer sorgen“. Für den Ernstfall, so Kittlaus, „halten wir auch starke Polizeikräfte aus allen Bereichen in Reserve, um bei Störungen eingreifen zu können“.
Berlins Innnensenator Kewenig hat vorsorglich seine
bundesdeutschen Amtskollegen „gebeten, für den Zeitpunkt der Tagung potentielle Störer, die aus der BRD nach West-Berlin reisen wollen, schon auf dem Weg in die Stadt festzuhalten
und zurückzuschicken“. Kewenig ließ wissen: „Für das Ansehen Berlins und der Fortsetzung auf Seite 2
Bundesrepublik gerade auch für die Dritte Welt, ist es von großer Bedeutung, daß dieser Kongreß einen ungestörten Verlauf nimmt, dafür wird eine besonnene, aber präsente Polizei sorgen.“
Aber auch die Alliierten werden die Polizei „bei ihrer schweren Aufgabe unterstützen“, so der Innensenator weiter. Ob das auf mehr hinausläuft, als Beobachtungen aus den Hubschraubern, wollte der Senator nicht mehr beantworten. Durch gute Vorfeldbeobachtung und Observation der Szene, so Polizeidirektor Kittlaus, „haben wir demonstriert, daß gewalttätige Aktionen ein hohes Festnahmerisiko beinhalten.“ Keine Erkenntnisse habe man darüber, ob es während der Tagung zu Terroranschlägen deutscher oder ausländischer Gruppierungen kommt. Gleichwohl sei die Polizei wachsam und wenn es „mal so aussieht, als gelte es, Terroristen abzuwehren, dann ist das auch präventiv“. In Bonn stellten unterdessen gestern VertreterInnen von Jungoszialisten, Grünen, Katholischer Landjugend, BUKO, Antiimperialistischen Solidaritätskomitees, BUND und Koordinierungsausschuß der Friedensbewegung das Konzept von Gegenkongreß, Großdemonstration und Aktionswoche gegen den IWF-Kongreß vor. Der Grüne Bundestagsabgeordnete Volmer stellte fest, zum Gegenkongreß habe man das „breiteste Oppositionsbündnis, das es je in der Bundesrepublik gab“, zusammenbekommen. Zum Gegenkongreß werden etwa 1.000 TeilnehmerInnen, zur Demonstration 20.000 bis 40.000 Leute erwartet.
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