Time-Crash

■ Wer hat wem die Stunde geschenkt?

Scharen ganz Versessener, in der Mehrzahl Fernseh -Olympioniken, riefen gestern gegen 2:59 Uhr die Zeitansage an. Die sprang von zwei Uhr, 59 Minuten und 50 Sekunden auf zwei Uhr zurück. Zeitenwechsel live. Die Stunde Mehrschlaf war danach erst redlich verdient. Andere, die sich nicht geschert hatten um den feinen Unterschied zwischen MESZ und MEZ, aber trotzdem ihrem/r Liebsten den Tee ans Bett brachten, erhielten Anraunzer, Tritte und blaue Augen. Die WohlübeltäterInnen hatten ihre Uhr gar nicht zurück oder gar eine Stunde vor gestellt... Sonntagsschaffende wie ein halbes Dutzend taz-Redakteure(-teusen), bemerkten die Zeitverschiebung erst auf der U-Bahn-Uhr und kehrten drehenden Fusses um, nachratzen.

Da hatten es die Nachtschichtler besser. Sie wußten Bescheid und büßten für die eine Stunde, die ihnen bei Einführung der Sommerzeit geschenkt, mit „Mehrleistung“. Die BVG brauchte, weil die Umstellung in der Betriebspause lag, keine U-Bahn anzuhalten. Ganz anders bei der Reichsbahn: die hielt Züge, wo auf der Strecke möglich, an oder ließ sie bummeln. Das ARD-Nachtprogramm sendete zwei Zweiuhr -Nachrichtensendungen. In den Berliner Kliniken wurden zwei Stunden lang Kinder zwischen zwei und drei geboren. Die in der Sommerzeit erhielten ein A hinter die Geburtszeit, die Winterzeitbabys ein B.

Wie viele Leser schon seit langem vermuten, arbeitet die taz-Berlin noch nach alter Zeit. Unsere formschöne Küchenuhr (zeitloses Quelle-Design) wurde bereits letzte Woche entwendet.

Kotte