: DGB verläßt wegen Autonomen Antifaschistisches Bündnis
Göttingen (taz) - Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat seine Mitarbeit im „Antifaschistischen Bündnis Göttingen“ aufgekündigt. Dies ist das Ergebnis einer außerordentlichen Vorstandssitzung des DGB-Kreises, auf der über einen entsprechenden Antrag der Gewerkschaft der Polizei (GdP) verhandelt wurde. Die Polizisten hatten ihre Forderung damit begründet, daß in den seit über einem Jahr bestehenden Bündnis neben linken Hochschul- und Schülergruppen sowie den Grünen auch Autonome mitarbeiten. Jetzt hat der Vorstand den Forderungen der Hardliner nachgegeben.
Schützenhilfe erhielt die GdP vor allem von der Deutschen Postgewerkschaft und von der Göttinger SPD. Der schon lange schwelende Streit zwischen den GewerkschafterInnen im Bündnis und der GdP hatte sich in den letzten Wochen zugespitzt. Als letzter Stolperstein erwies sich Anfang September das Plakat-Motto zur antifaschistischen Woche: „Alle werden fallen.“ Das Poster zeigt Vermummte, die ein steinernes Soldaten-Ehrenmal vom Sockel ziehen. Als Unbekannte das Motto beim Wort nahmen und tatsächlich das Soldaten-Ehrenmal im Rosengarten stürzten - dort wird alljährlich auf Heldengedenkfeiern nicht nur der Kriegsgefallenen, sondern auch der ehemals deutschen Ostgebiete gedacht - nutzte die GdP die Gunst der Stunde und wertete die Plakate als Beleg dafür, daß sich im Bündnis auch Gruppierungen mit einem ungeklärten Verhältnis zur Gewalt befänden.
Ob das Bündnis jetzt ohne den DGB weiterarbeiten wird, ist unklar. Derzeit beschäftigen sich die übrigen Gruppierungen mit Anti-Repressionsarbeit, da einige beim Plakatieren festgenommen wurden und nun einen Prozeß und Verurteilung fürchten müssen. Denn die Staatsanwaltschaft ermittelt seit dem Denkmalsturz, ob das Plakat den Tatbestand der „öffentlichen Aufforderung zu Straftaten“ erfüllt.
Die für gestern geplante Sitzung des Antifaschistischen Bündnisses, auf der der DGB seinen Rücktritt erklären und begründen sollte, wurde von der Gewerkschaft kurzfristig verschoben. Susanne Brahms
Martina Thorausc
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