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Illegale Dioxinlagerung aktenkundig

Vermerk der hessischen Umweltpolizei belastet Verantwortliche der Stadt Frankfurt / Sie sollen illegale Ablagerung erlaubt haben / BürgerInnenprotest in Dreieich / Wissenschaftler widersprechen Umweltminister  ■  Von Michael Blum

Dreieich/Frankfurt (taz) - Aus dem internen Aktenvermerk eines Beamten der Umweltermittlungsgruppe beim Regierungspräsidium Darmstadt geht hervor, daß in Buchschlag mit Wissen und Erlaubnis der verantwortlichen Behörden Giftmüll abgelagert wurde. Entsprechende Informationen der taz wurden vom Sprecher des Präsidiums, Hoffmann, auf Anfrage bestätigt. Der Vermerk datiert vom September dieses Jahres und dokumentiert den Ermittlungsstand der Umweltpolizei in Sachen Buchschlag.

In dem Zwischenbericht, der vor der Veröffentlichung des „Fresenius„-Gutachtens zu Dioxin-Funden auf der Hausmülldeponie Dreieich-Buchschlag abgefaßt worden ist, heißt es: „Die Ermittlungen gegen die Verantwortlichen gehen auf Weisung der Staatsanwaltschaft Darmstadt weiter..., die Ermittlungen dauern noch acht bis zehn Wochen.“ In Teilbereichen gibt es „belastende Ermittlungsergebnisse gegen Verantwortliche der Stadt Frankfurt..., die aufgrund ihres Verwaltungshandelns bis 1983 eine Ablagerung von Müll der Kategorie 2 in Buchschlag“ erlaubten. Gleichwohl war mit Verabschiedung des „Hessischen Abfallkatalogs“ im Jahr 1977 die Ablagerung von Giftmüll auf Hausmülldeponien verboten worden. Der Sprecher der Darmstädter Staatsanwaltschaft, Spohn, bestätigte, daß die Ermittlungen wegen „illgaler Müllablagerung andauern“.

Unterdessen widersprechen Wissenschaftler den Ausführungen von Hessens Umweltminister Karlheinz Weimar (CDU), nach denen die Dioxin-Funde in Dreieich ungefährlich seien. Christoph Ewen vom Darmstädter Öko-Institut: „Es gibt kein ungefährliches Dioxin.“ „Die Dioxine können durch Auswaschungen ins Grundwasser gelangen“, berichtet der Wissenschaftler des Fresenius-Instituts, Scholz.

Auch Scholz weist Weimars Spekulationen um die Ungefährlichkeit der Dioxin-Funde zurück. Weitere Untersuchungen seien notwendig, um das ganze Ausmaß der Dioxin-Funde festzustellen. Es sei nicht auszuschliessen, daß in der Tiefe von 50 bis 60 Metern weitere Dioxine schlummern.

Die Grünen im Landtag haben von Weimar eine umfangreiche Unterrichtung des Landtags über die Dioxin-Funde gefordert. Eduard Bernhard, Vorstandsmitglied des Bund Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU), will von Weimar zudem Aufklärung über die Einlagerung von 130.000 Tonnen Giftmüll aus der Deponie Kriftel der Hoechst AG. Bernhard befürchtet, daß der Kriftler Müll ohne Einlagerungskontrollen in Buchschlag abgekippt wurde.

Unterdessen regt sich der Widerstand der Bevölkerung im Kreis Offenbach: Am Montag blockierten Mitglieder der Grünen die Zufahrtswege der Deponie, für kommenden Samstag wird zu einer Demonstration aufgerufen.

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