Über 200 Tote nach Massaker in Pakistan

■ Zusammenstößen zwischen den Mohajir und Sindhi

Karatschi (dpa) - Die blutigen Zusammenstöße zwischen den Volksgruppen der Mohajir und der Sindhi haben am Wochenende in Pakistan nach Angaben der Behörden mindestens 220 Tote und 300 Verletzte gefordert. Die Unruhen waren am Freitag in Haiderabad ausgebrochen, nachdem mindestens 150 Menschen von Heckenschützen und maskierten Bewaffneten erschossen worden waren. Die Volksgruppe der Mohajir hatte den Sindhis das Blutbad von Haiderabad angelastet, es waren aber Angehörige beider Gruppen unter den Toten. Die Auseinandersetzungen hielten am Sonntag an. Über Teile Karatschis wurde die Ausgangssperre verhängt.

Über die Motive der Anschläge gibt es bisher keine genauen Informationen. Oppositionspolitiker vermuteten, mit den Attentaten solle versucht werden, die für den 16.November geplanten Wahlen zu verschieben. Diktator Zia Ul-Haq, der bei einem Flugzeugabsturz am 16.August getötet wurde, hatte diesen Wahltermin noch festgesetzt. In Karatschi und Haiderabad ist es bereits in den vergangenen drei Jahren immer wieder zu Zusammenstößen zwischen den Volksgruppen der Mohajir, Punjabis, Pathanen und Sindhis gekommen. Die Mohajirs, eine allgemeine Bezeichnung für moslemische Flüchtlinge, waren 1947 nach der Teilung des Subkontinents durch die Briten aus Indien nach Pakistan eingewandert. Vor allem die Sindhis befürchten, in ihrem ursprünglichen Siedlungsgebiet durch Zuzug zu einer Minderheit zu werden. In den letzten drei Jahren kamen bei Ausschreitungen, aber auch bei sozialen Revolten und Kämpfen zwischen verfeindeten Gruppen der Drogen- und Waffenmafia, rund 1.000 Menschen ums Leben.