: Provinzieller Musik-Oktober
■ Für Musikveranstaltungen lohnt sich der Weg ins Umland / Hier der Beweis
Wer sich musikmäßig nur auf die Bremer Club- und Veranstaltungsszene konzentriert, dem mag allmonatlich so manches Schnäppchen entgehen. Hier also erstmalig ein Überblick über die Highlights der Provinz, wobei man den Wilhelmshavenern ja schon fast Unrecht tut, denn ihr Pumpwerk noch als provinziell abzutun, ist ja schon fast gemein. Es soll sogar sowas wie eine Hotline geben, eine Busverbindung zwischen Bremen und Pumpwerk, wenn der Anlaß es erfordert. Mehr darüber nächstes Mal. WHVs erste Musikadresse steht jedenfalls diesmal im Zeichen des Folk von bieder bis ausgeflippt. Am 16.'einem Sonntag, gibt sich dort Oberbarde Hannes Wader die Ehre, am Mittwoch, den 26. können alle, die sie immer noch nicht über haben, dort die Psycho Folker „M.Walking On The Water“ erleben und zwei Tage später bitten dort die irischen Tanhall Weavers zum Tanz. Luther Allison fällt am 21. mit Blues und Funk ein wenig aus dem Rahmen.
Überhaupt, wer's bodenständig mag, sollte sich ab und zu mal ins Auto setzen. Thülsfelde im Oldenburgischen zum Beispiel bietet Freunden konventioneller Rockmusik die „Neue Heimat“, dort spielt am Donnerstag, 25.10. Roger Chapman und am 28. die offenbar wirklich nicht totzukriegende Alex Orientiel Experience.
Das Drööhnland in Achim gönnt uns tags drauf die Bremer „Shizzo Flamingos“, und wem das zu grelle ist, der sollte lieber am gleichen Tag nach Oldenburg fahren. Im dortigen Renaissance setzt die Bremerhavener Newcomerin GIL Anderson ihre Deutschlandtour mit nettem Ami-Pop fort.
Wer im übrigen in der vergangenen Woche beim Konzert von Deep Purple in der Stadthalle auf den nostalgischen Geschmack von harten Sachen aus den 70er Jahren gekommen ist, der kann sich am kommenden Mittwoch, am 12., noch mal vor Ohren führen, wie sich damals diejenigen anhörten, die von den großen vorbildern abkupferten: Golden Earing haben sich reanimieren lassen und werden versuchen, die Delmehalle mit Leben und Hardrock-Fans zu füllen.
Dangast und natürlich die nähere Gegend um das Kurhaus dortselbst sind ja nicht zwangsläufig Ausflugsziel Ende Oktober. Am 21. und 22. finden dort allerdings die „Libertären Kulturtage„ statt, und das verspricht an beiden Tagen Performance, Aktionen und Dada und Musikgruppen, die mir allesamt nichts sagen, aber das will ja nichts heißen, also bittesehr: Fabula, Mae Hae, Schwarze Zeiten (Freitag) und 3-SAT, Rudolf Diesel, Desaster, El Tumulto (Samstag). Mein Ziel auf jeden Fall an diesem Wochenende.
Bemerkenswert, wenn auch ein wenig unpassend in diesem Zusammenhang scheint mir auch ein Konzert in Syke zu sein, das bereits am kommenden Montag stattfindet: Das englische akLlegri String Quartett spielt dort im zumindest architektonisch nicht unattraktiven Rathaussaal Werke von Haydn/Beethoven und Schönberg. Empfehlenswert ist auch das Ambiente in der nehegelegenen Wassermühle in Barrien. Passend auf jeden Fall für die Gruppe Fox, die dort am donnerstag, den 27. Keltische Folklore zum besten geben wird.
Wer Sachen doppelt erleben möchte, der kann das natürlich auch. Piirpauke zum Beispiel, die musikalisch weitreisenden Jazzer aus Finnland, gibts am 12. in besagtem Pumpwerk und am 20. im Modernes, und 12 Tage, nachdem Leo Kottke im Modernes gezupft hat, ist er (am 22.) nachts im Stadttheater BHV zu erleben.
Rainer Köster
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen