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„Sendungs„-Bewußtsein

■ 40 Prozent aller BremerInnen für Vergabe zusätzlicher Fernsehfrequenzen an öffentlich-rechtliche Sender

Radio Bremen und der öffentlich rechtliche Rundfunk insgesamt ist erstens besser als sein Ruf und zweitens viel beliebter, als die ortsansässige Medienkonkurrenz von Weserkurier und Bremer Nachrichten sich träumen läßt. 40 Prozent aller BremerInnen möchten am liebsten die beiden Kabel-Ableger von ARD und ZDF, ARD eins plus und 3-Sat, sehen, wenn in Bremen im nächsten Jahr zwei neue Sendefrequenzen vergeben werden. Nur 31 Prozent würden der privaten Konkurrenz von RTL plus und Sat-1 den Zuschlag erteilen. 29 Prozent haben zu dieser Frage überhaupt noch keine Meinung. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage, die der Bremer Senat beim Dortmunder Meinungsforschungsinstitut FORSA in Auftrag gegeben hat und bei der 1.000 BremerInnen und 500 BremerhavenerInnen befragt wurden. Unter den bereits jetzt „sichtbaren“ Programmen erfreut sich das erste mit 65 Prozent der größten Beliebtheit (Publikumsrenner: Buten un binnen. Fast jeder 2. Bremer schaltet regelmäßig um 19.20 Uhr die Glotze an. Mit 51 Prozent rangiert das ZDF aber immer noch weit vor NDR III (12 Prozent). Im Hörfunk gilt die Liebe der Bremer an erster Stelle Radio Bremen 1. Fast jede zweite BremerIn lauscht regelmäßig dem Kaffeepott und dem Vormittagsmagazin auf der Hansawelle.

Hintergrund der Umfrage: Technisch könnten in Bremen schon seit 1. Juli zwei zusätzliche Programme ausgestrahlt und über die normale Hausantenne empfangen werden. Per Landesmediengesetz muß die Bürgerschaft aber noch regeln, wer die zusätzlichen Frequenzen bekommen soll: Private oder öffentlich-rechtliche Anstalten. Der Parteienstreit tobt bereits: CDU und FDP votieren eindeutig pro Private), die SPD will - ebenso wie die Grünen - entweder ausschließlich Öffentlich-rechtliche zulassen oder die beiden Frequenzen brüderlich teilen. Mit den Umfrageergebnissen will der Senat jetzt zur Versachlichung der Debatte beitragen.

In der Tat hatte der Weserkurier die Diskussion jüngst mit einer Spontan-Telefonaktion unter Lesern heftig angeheizt. Da unter den Anrufern sich vor allem Fans des Kommerz -Fernsehens zu Wort gemeldet hatten, schloß WK-Redakteur Axel Schuller messerscharf: Bremens SPD-Politiker scheren sich einen Dreck um die Mehrheits-Bevölkerungs-Meinung. In einem Medienmagazin verkündete Schuller unlängst einen Teilerfolg seiner Aktion: Immerhin habe der Senat nach seiner Blitzumfrage im Weserkurier eine eigene Studie in Auftrag gegeben. Schuller irrte auch hier: Der Senatsauftrag an FORSA war längst vor der WK-Akion erteilt.

K.S.

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