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Provinz im Kopf-betr.: "Softwarefetischismus", taz vom 5.10.88

betr.: „Softwarefetischismus“, taz vom 5.10.88

Ihre Wortwahl macht deutlich, daß Sie dieser Kunstrichtung zumindest distanziert gegenüberstehen und Sie es für nötig hielten, von der Weltstadtwarte aus der „Provinz“ einmal so richtig herablassend ihre „Provinzialität“ zu bestätigen. Da ich generell davon ausgehe, daß Provinz eigentlich mehr in den Köpfen mancher Leute besteht, will ich lieber auf bestimmte Unsauberkeiten Ihrer Darstellung eingehen, weil ich hoffe, zumindest bei Ihnen als verantwortlichem Journalisten und Kritiker einige Dinge richtigzustellen.

Da auch ich der Entwicklung der elektronischen Medien in unserer Gesellschaft mit kritischer Distanz gegenüberstehe, mir aber im klaren bin, daß eine grundsätzliche Verhinderung undiskutabel ist, halte ich es gerade deshalb für wichtig, auch durch künstlerische Äußerungen mit und über diese Medien die Diskussion über die Rahmenbedingungen zu ermöglichen. Deshalb bin ich Mitglied in der Gesellschaft für elektronische Kunst. Deshalb habe ich als Organisator und Betreuer der Kunstausstellungen in der Städtischen Galerie im Rathauspark in Gladbeck in diesem Jahr den personellen und finanziellen Kraftakt (wir werden nicht mit Hunderttausenden von Siemens, sonstigen Firmen oder vom Staat gesponsert) auf mich genommen, weil ich die Auseinandersetzung in dieser Thematik fördern will. Wo Sie allerdings den „impertinenten Kommentar der Ausstellungsleitung...“ (wenn Sie mit Ausstellungsleitung mich meinen sollten) bezogen auf Werner Vollerts Raketenautomaten herleiten, ist mir völlig unersichtlich und in dem Zusammenhang auch unverständlich und unbegründet, da ich den Beitrag gerade für einen der besten und originellsten halte.

Für journalistisch unfair halte ich es, wenn man alle Zitate und Vermutungen auf eine Negativlinie zurechttrimmen will, weil man damit seiner Verantwortung, gutgemeinte Ansätze zu fördern, nicht gerecht wird. Ein direktes Gespräch mit mir hätte sicher einige Unrichtigkeiten in Ihrem Artikel verhindern können.

„Softwarefetischismus“, „Sauerbraten“ und „Computerlust“ gehen jedoch meiner Meinung nach völlig an der Sache vorbei. Ich hoffe, daß Sie mit berechtigter kritischer Einstellung die elektronischen Einflüsse in der Kunst weiterverfolgen.

Dr. W. Schneider, Museum Gladbeck

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