: Ein Konsulat für die Antarktis
■ Greenpeace-Offensive gegen die Ausbeutung des weißen Kontinents / Im November beginnt die Ratifizierung des Rohstoffabkommens / Ölförderung Frage der Zeit und des Preises
Berlin (taz) - Greenpeace hat gestern in Berlin ein Antarktis-Konsulat eröffnet, um von hier aus „den Kampf für die Antarktis“ zu koordinieren.
Die Ausbeutung des letzten unberührten Kontinents stehe entgegen den Versprechungen der Antarktis-Länder bald bevor. Greenpeace-Sprecher Benjamin Bartsch warf dem „exklusiven Club der Antarktis-Staaten“ vor, daß dieser weiterhin jede internationale Kontrolle verhindere und selbst die UNO von den Verhandlungen um das Rohstoff-Abkommen ausgesperrt habe. Die Ratifizierung dieses Rohstoffabkommens, das den Einstieg in die Ausbeutung des Kontinents markiere, beginne in den einzelnen Ländern schon im nächsten Monat. Der Stichtag ist der 25.November. Der in Neuseeland ausgehandelte Vertragstext hätschele die Konzerne in zwei zentralen Punkten: Zum einen sei die Haftung der Konzerne für angerichtete Schäden vollständig ausgeklammert worden, zum anderen verringere eine Subventionsklausel das finanzielle Risiko der Firmen, die für ihre Projekte in der Antarktis staatliche Gelder erhalten sollen.
Bergbau-Ingenieur Joachim Siegert sieht den Zeitpunkt der Rohstoffausbeutung in direkter Abhängigkeit zur Entwicklung des Weltmarkts. Nicht die Rücksicht auf das labile Ökosystem der Antarktis, sondern die Rohstoffpreise würden entscheiden, ob und wann in der Antarktis Chrom, Platin, Erdöl und Erdgas gewonnen werden.
Technisch sei die Rohstoffgewinnung zwar problematisch, aber durchaus lösbar. Unlösbar erscheinen dagegen die Umwelt -Risiken. In der Nordsee werde ausgetretenes Öl in einigen Wochen abgebaut, in der Antarktis unter extremen klimatischen Bedingungen dauere dies Jahrzehnte.
Die Antarktispolitik der Bundesregierung kam noch vergleichsweise gut weg. Die Bundesrepublik sei offenbar „keines der Länder, die selbst Rohstoffe abbauen wollen.“ Im Gegensatz zu anderen Ländern sei der bisherige Forschungsbeitrag der Bundesrepublik noch von Wissenschaftlern und nicht von Öl-Konzernen geleistet worden. Allerdings habe auch Bonn handfeste wirtschaftliche Interessen. Für die Rohstoffgewinnung anderer Antarktis -Länder wolle man Technologie verkaufen. Die Bundesregierung habe sich zudem besonders für die Subventionsklausel im Vertrag starkgemacht.
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