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■ Europäische Wirtschaftshochschule EAP erhielt staatliche Anerkennung / Knapp eine Million Mark jährlich aus Landesmitteln für die „Grande Ecole“
Die diskrete Eleganz der Erfolgreichen und Ambitionierten bestimmt die Szene: Der graue Anzug sitzt wie maßgeschneidert, die Damen tragen schwarze Kostüme und Seidenstrümpfe - der europäische Manager-Nachwuchs gibt sich die Ehre. StudentInnen, Mitarbeiter und Förderer der Europäischen Wirtschaftshochschule EAP hatten sich am Mittwoch vormittag im Reichstagsgebäude versammelt, um die Anerkennung der EAP als staatliche Hochschule durch das Land Berlin zu feiern.
Die Europäische Wirtschaftshochschule EAP ist die erste private Hochschule in Berlin, die auf Grundlage des Hochschulgesetzes staatlichen Hochschulen und Universitäten gleichgestellt wird. Die AbsolventInnen der Privathochschule werden ein „Doppel-Diplom“ erhalten, das dem „Diplome Grande Ecole“ französischer Hochschulen und dem Abschluß „Diplomkaufmann/ -kauffrau“ in Deutschland entspricht. Zugleich mit der Anerkennung unterzeichnete Wissenschaftssenator Turner einen Zehnjahresvertrag mit der Wirtschaftshochschule, der unter anderem die Finanzierung der exklusiven Einrichtung regelt. Jährlich erhält die EAP Zuschüsse in Höhe von 1,5 Millionen Mark, die zu gleichen Teilen vom Land Berlin und der Industrie- und Handelskammer (IHK) Paris getragen werden. Mit der Anerkennung der EAP als staatliche Hochschule ist eine Erhöhung der Zuschüsse auf 1,9 Millionen Mark verbunden.
Die Europäische Wirtschaftshochschule wurde 1973 von der IHK Paris gegründet. 1984 kam sie nach Berlin und ließ sich im Europa-Center nieder. Weitere Niederlassungen der EAP befinden sich in Oxford und Madrid. Die zur Zeit 385 Studierenden im Studiengang „Internationale Betriebswirtschaftslehre“ studieren jeweils ein Jahr in drei dieser Städte. Für die dreijährige Ausbildung, die ihnen nach Abschluß des Studiums hochdotierte Arbeitsverträge garantiert, zahlen sie jährlich 4.700 Mark.
Turner begrüßte die Belebung der Konkurrenz unter den Universitäten. Die staatlichen Hochschulen könnten sich vor allem an der kurzen Studiendauer der EAP ein Beispiel nehmen. Ob die privaten Studienplätze höher subventioniert würden als die staatlichen, konnte Turner nicht beantworten. Er glaube jedoch, daß ein Studienplatz an der EAP für das Land Berlin nicht teurer sei als etwa an vergleichbaren staatlichen Ausbildungsstätten. Der hochschulpolitische Sprecher der AL, Grugelke, bezeichnete es als „skandalös“, wenn sich an den staatlichen Hochschulen die Qualität der Ausbildungen in den Wirtschaftswissenschaften - trotz großer Nachfrage - wegen fehlender Gelder dramatisch verschlechtere und andererseits die EAP jährlich knapp eine Million Mark aus dem Landeshaushalt für die Elite-Ausbildung erhalte.
Frauke Langguth
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