Mann mit Maske

■ Über die wundersamme Irrfahrt eines goldglänzenden Herrn durch die Plätze, Keller und Amtsstuben bis zu einer festen Heimstatt in unserem Städchen

Da ist er also! Endlich steht er da, wo er eigentlich schon immer hin sollte. Jetzt haben der Platz vor'm Goethetheater und Giuliano Vangis „Mann mit Maske“ sich doch noch gefunden. Keiner hatte mehr daran geglaubt.

Es war einmal vor vielen, vielen Jahren. Da kam die Plastik eines bekannten italienischen Bildhauers nach einer Ausstellung in den Wallanlagen zu Bremen in den Besitz eben dieser Stadt. Der Rat der Stadt (oder war's der Senat, oder wer?) beschloß, sie vor's Theater zu stellen. Doch

ach, der Platz mußte erst neu gestaltet werden.

So gingen Jahre um Jahre ins Land. Die Figur aber kam derweil in die Kunsthalle. Zunächst durfte sie sich dort noch präsentieren, dann aber wurde sie - wie Aschenputtel an den Herd - ins Depot verbannt, (wohin ihr alsbald und mit Antritt des neuen Königs der Kunsthalle, Dr. Salzmann, die meisten anderen Plastiken folgten).

Unterdes fand wieder einmal eine große Ausstellung im Freien statt. Zwei große Steinskulpturen eines belgischen Künstlers mit Namen Dodeigne durften sich auf dem Platz breit machen, der doch recht eigentlich für unsere im

Kunsthallen-Depot schmachtende Figur vorgesehen war. Doch von der war keine Rede mehr. Die neuen Steinskulpturen wollte man nun haben, sie sollten den Platz vorm Theater schmücken.

Es fügte sich jedoch, daß zu jener Zeit das Stadtsäckel ausgesprochen leer war und jene Skulpturen sehr teuer. So blieb der Platz verwaist bis in unsere Tage, d.h. (s.o.) bis vor einigen Tagen. Über Nacht öffneten sich die Tore des Kunsthallen-Depots, und so steht nun Vangis messingglänzender Akt, fast ins Gebüsch gerückt, am Rande jenes Platzes, der ihm ehedem versprochen war. Ist das nicht wahrhaft wundersam?

S.H.