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Keine Lust auf kritische Stimme?

■ betr.: „Schafferinnen gerügt“ v.17.10.88 und Leserbrief von Jutta Kellmann-Hoppensack

Im Leserbrief von Frau Jutta Kellmann-Hoppensack ist es so dargestellt, als sei ich die einzige gewesen, die sich an diesem Abend kritisch geäußert hätte. Wenn aber die Organisatorinnen dieser Veranstaltungen es gewollt hätten, kritische Stimmen zu hören, hätten sie den Verlauf des Abends anders gestalten sollen. Wenn Frauen einer wichtigen Partei in Bremen sich über die Situation ihrer ausländischen Schwestern Gedanken machen wollen und den Anspruch haben, deutsche Frauen für diese Problematik zu sensibilisieren, erwarte ich jedoch mehr als eine kurze Veranstaltung mit einer guten Referentin aus Hamburg. Sie hat zwar unsere Forderungen allgemein vertreten, es wurden aber von Seiten der Bremerinnen keine konkreten Beiträge im Hinblick auf die Realisierung dieser Forderungen formuliert. Dies lag daran, daß außer der Referentin aus Hamburg fast keine von den anwesenden Frauen auf dieses Thema vorbereitet war! Frau Jutta Kellmann-Hoppensack hat scheinbar vergessen, daß jahrelang die Emigrantinnen in Deutschland mit der Devise: „Das höchste Gut einer Frau ist ihr Schweigen“, leben mußten, daß in der Frauenbewegung bis vor ein paar Jahren die besonderen, ausländerrechtlichen Benachteiligungen der Emigrantinnen ignoriert wurden. Viele von uns merkten, daß auch dort kein Platz war für den Kampf zur Aufhebung unserer besonderen Benachteiligung und daß auch dort, wie an diesem Abend, bedingungslose Anpassung auf der Tagesordnung stand. Für uns gab es an diesem Abend keinen Diskussionsrahmen. Wir waren unvorbereitet, weil vorher keine Zusammenarbeit mit den Emigrantinnen stattgefunden hatte. Die Diskussion blieb nur auf den Boykott der Waren aus Südafrika gerichtet. Zu unseren Forderungen hörte ich aber nebenbei von einigen SPD -Frauen:“ Es sind zwar gerechte Forderungen, aber unsere Männer werden nie mitmachen!“ Deshalb blieb während dieses Abends für mich unklar, was die SPD-Frauen innerhalb ihrer Partei tun wollen, um unsere Forderungen durchzusetzen.

Sadia Ghelala-Schlinke

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