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Wasserräder und Schaukelbadewanne

■ 600 Jahre öffentliche Wasserversorgung in Bremen / Ausstellung „Wasser“ mit vielen anschaulichen Beispielen im Focke-Museum eröffnet / Verschwendung und Sparmöglichkeiten wurden schon vor über 100 Jahren diskutiert

Wasserverschwendung wird nicht erst seit ein paar Jahren beklagt. Schon vor über 100 Jahren ärgerte sich so mancher über den Eifer, mit dem die Bremer Fen

ster geputzt wurden. Mit Kellen und Fensterspritzen wurden die Scheiben mehr als reichlich gewässert, Karikaturen mokierten sich darüber. Doch auch Tricks

und Mittel zum sparsamen Umgang mit dem Trinkwasser sind keine Erfindung der letzten Jahre. Da gab es schon im vergangenen Jahrhundert zum Beispiel die „Schaukelwanne“. Wenn sich der Bremer Bürger nach schweißiger Tätigkeit da hineinlegte und die Wanne durch Anziehen und Ausstrecken der Beine in sanfte Bewegung versetzte, dann wurde der ganze Körper angenehm mit warmem Wasser umspült - und doch nur sehr wenig davon benötigt.

Beide Themen finden sich in der Ausstellung „Wasser“ im Bremer Focke-Museum wieder, die gestern eröffnet wurde. Zu bewundern ist dort auch das Modell eines großen Wasserrades. Es stand an der Weserbrücke und trug über 400 Jahre lang dazu bei, etwa 200 Häuser mit wohlschmeckendem Weserwasser zu versorgen. Brunnen und Pumpen versorgten die übrigen Bremer Haushalte mit Trinkbarem aus dem Grundwasser.

Seitdem hat sich die Wasserversorgung Bremens erheblich verändert. In drei großen Räumen gibt das Focke-Museum noch bis

April 89 einen Überblick über Technik-, Sozial- und Kulturgeschichte des Wassers und der Wasserversorgung in Bremen. Mit Modellen und Ausstellungsstücken wird nicht nur die technische Entwicklung dokumentiert. Läuft heute das Wasser durch Kupferrohre, lief es früher durch unterirdisch verlegte Holzrohre. Viele alltägliche Gebrauchsgegenstände geben einen Eindruck davon, wie Menschen zu unterschiedlichen Zeiten mit dem kostbaren Gut umgingen. Waschmöbel und reich verzierte Waschbecken finden sich ebenso wie ein Fensterputzstuhl oder Fensterputzspritzen. Die gekachelte Badewanne des Direktors eines Lehrerseminars ist genauso vertreten, wie die „Volksbadewanne“ aus Zink.

Anschaulich und informativ weist die Ausstellung auch auf die Gefährdung des Trinkwassers und die zunehmend schwieriger werdende Versorgung mit gutem Trinkwasser hin. Angeregt durch eine ähnliche Ausstellung in Schleswig, hat das Focke-Museum unter Federführung Dr.Alfred Löhrs den historisch-detail

lierten Überblick über Bremens Wasserversorgung und Wassergebrauchs zusammengestellt. Frau Dr. Pohl-Weber, Direktorin des Focke-Museums, bedankte sich bei den Stadtwerken Bremen für deren finanzielle Unterstützung, ohne die „die großzügige Ausstattung und Umsetzung der

Ausstellung nicht möglich gewesen wäre.“

Neben einem bebilderten Katalog gibt es auch ein umfangreiches Begleitprogramm für Schulen und Familien sowie Führungen des Focke-Museums zu dieser Ausstellung.

Claudia Jokisch

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