Grauwale Putu und Siku auf der Flucht

Berlin(taz) - Nach über zweiwöchigem unfreiwilligem Planschen im arktischen Minischwimmbad gelang „Putu“ (Eisloch) und „Siku“ (Eis) am Freitag endlich die Flucht vor den schmachtenden Augen der Weltöffentlichkeit - und vor David Withrow und Aqqaluk Lynge. Der erste „Walexperte“ erklärte Putu, Siku und die gesamte internationale Rettungscrew schlicht für geistig minderbemittelt. Denn, so Schlaukopf Withrow, wären die beiden Nachzügler nicht ein bißchen blöd gewesen, dann hätten sie den Anschluß an ihre Artgenossen auf dem langen Weg ins wärmende Winterquartier vor der kalifornischen Küste auch ohne millionenschwere menschliche Hilfe nicht verpaßt. Und die Menschen? Sie hätten sich, des alten Darwin erinnernd, wissen müssen, daß die Gattung der Grauwale ohne die beiden Dummchen Putu und Siku „vielleicht eine bessere Überlebenschance“ gehabt hätte.

Der zweite Walexperte, Eskimo und Teilnehmer der gleichzeitig in Toronto tagenden Eskimopolarkonferenz, schockte die jubelnde Weltöffentlichkeit mit der Bemerkung, man hätte die beiden Wale „besser aufessen“ sollen. Es sei ein „Verfall menschlicher Werte, diese beiden Wale zu retten, während ihr gleichzeitig die Lebensgrundlagen der Menschen im Norden (durch militärische und sonstige Begierden) zerstört“. Recht hat er. Das weitere Schicksal der Wale kann nicht verfolgt werden: Auf die Anbringung von Sendern wurde verzichtet.

gero