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Von Quotenregelung keine Spur

Kunst von Frauen in Bremen: Wie werden Frauen in Elternhaus und Schule künstlerisch gefördert, was sind die Motivationen zum Kunststudium usw.? Ein Überblick  ■ hierhin bitte

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130 Bildende Künstlerinnen aus Bremen haben sich bisher an einer Fragebogenerhebung beteiligt, die 1987 vom Senator für Bildung, Wissenschaft und Kunst in Auftrag gegeben wurde. Gefragt wurde nach künstlerischer Förderung in Elternhaus und Schule, nach den Motivationen zum Kunststudium, den Erfahrungen an Kunsthochschulen und dem beruflichen Durchsetzungsvermögen auf dem Kunstmarkt.

Viele angehende Künstlerinnen hatten heftigen Widerstand aus dem Elternhaus zu überwinden, um ihren Berufswunsch zu realisieren - zusammen mit traditionell weiblichen Tugenden wie Zurückhaltung und geringe Orientierung auf eine eigene berufliche Karriere, nicht die besten Voraussetzungen, um sich auf

dem Kunstmarkt erfolgreich gegenüber männlichen Kollegen zu behaupten. Das Kunststudium wird von der Mehrzahl der befragten Künstlerinnen kritisiert. Dem starken Anpasungsdruck an bestimmte künstlerische Richtungen steht ein Minimum an handwerklicher, kunstgeschichtlicher und gesellschaftlicher Wissensvermittlung gegenüber. Eine Möglichkeit, sich mit weiblichen künstlerischen Vorbildern auseinanderzusetzen, besteht an der Bremer Hochschule nur sehr am Rande. Drei workshops mit auswärtigen Künstlerinnen im letzten Jahr können nicht darüber hinwegtäuschen, daß es in den Bereichen der Bildenden Kunst z.Z. keine einzige Professorin gibt. Von Quotenregelung keine Spur.

Das Bewußtsein über solchermaßen immanente Frauen -Benachteiligung ist bei den befragten Künstlerinnen nur teilweise vorhanden. Individualismus und Konkurrenzdruck, die an den Ausbildungsstätten eingeübt werden, verhindern Solidarität unter Künstlerinnen. Dazu kommt, daß die KunststudentInnen während der Ausbildung nur mangelhaft über den Kunstmarkt informiert werden.

Nach wie vor können die allermeisten Künstlerinnen nicht vom Verkauf ihrer Arbeiten leben. Um zusätzliches Einkommen zu erzielen, werden die künstlerischen Fähigkeiten in der Kunst

vermittlung eingesetzt. Daß dies ein hartes Brot sein kann, zeigt sich z.Z. an der Uni Bremen: Dort muß eine Lehrbeauftragte 40-50 Kunststudenten in den Anfängerkursen im Malen und Zeichnen anleiten.

Die Identifikation als Künstlerin ist dennoch groß und bleibt trotz vieler Schwierigkeiten ungemindert bestehen. Die Wünsche richten sich auf mehr öffentliche Anerkennung und stärkere Auseinandersetzung mit ihren Arbeiten, mehr Austellungsmöglichkeiten, Aufforderung zu Wettbewerben und staatliche Förderung. Die Ergebnisse der Untersuchung sollen im nächsten Jahr veröffentlicht werden.

Jutta Förster

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