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Senil bis servil

■ Euro-Paare, Sonntag, 30.10., ARD, 20.15 Uhr

„Euro-Paare“ - besonders attraktiv für ältere Zuschauer titelt 'dpa'-Mitarbeiterin Christel Vaitl ihren Bericht und fährt fort: „Die ersten Reaktionen auf die neue ARD -Fernsehshow Euro-Paare waren für den federführenden Hessischen Rundfunk (HR) kein Honigschlecken: „Besch... (soll heißen: beschissen; Anmerkung des Bearbeiters), langweilig, zum Einschlafen“, kommentierten Zuschauer in einer Radiosendung des HR am Montagmorgen das Spiel mit Kandidaten aus drei europäischen Ländern. Einzig eine ältere Dame fand die Auftaktsendung vom Sonntagabend „ausgezeichnet“.

Die unterschiedliche Zuschauerresonanz bestätigt, daß die Mischung aus Quiz- und Spielelementen vor allem ältere Menschen anspricht. Knapp vierzig Prozent der über 65jährigen sahen sich die Euro-Paare an. Bei den 30- bis 49jährigen waren es dagegen nur 22 bis 25 Prozent. Insgesamt sahen 11,5 Millionen Zuschauer die Sendung, was einer Einschaltquote von 30 Prozent entspricht. Der HR war mit diesem Ergebnis seines neuen Projekts zufrieden.

Besser als den Unterhaltungswert der Euro-Paare beurteilten viele Zuschauer den frisch gebackenen Showmaster Lutz Ackermann, der sich schon bei der Aufzeichnung der Euro-Paare am 1.Oktober in der Frankfurter Festhalle viel Sympathie beim Publikum erobern konnte. Immer wieder und gegen seinen Willen - als Nachfolger von Hans-Joachim Kulenkampff und dessen Show Einer wird gewinnen angekündigt, hatte der Rundfunkmoderator aus Hamburg gleich zu Beginn den Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen wollen: „Sie sind und bleiben einmalig, ich kann nur von Ihnen lernen“ , sagte Ackermann, an „Kulis“ Adresse gerichtet. (Lieber Herr Ackermann, hätten Sie nicht vorher von ungezählten Sendungen lernen können? Belieben Sie weiter, ihre Gäste wie ein Sklaventreiber hetzen zu wollen? Hätten Sie nicht ein paar Worte finden müssen für die beiden Schornsteinfeger, die Sie im Ruß haben stehen lassen? Ist es nicht gewissermaßen echt ätzend, Ihnen zuhören zu müssen, wenn Sie in traditionsreicher Fernsehmanier immer wieder äußern: „Nun wird es aber spannend“).Das Publikum hatte jedoch sichtlich Verständnis für den „zurückhaltenden“ 43jährigen, der „harmonische Unterhaltung, ohne jemanden in die Pfanne zu hauen“, auf sein Panier geschrieben hat. Eine Hilfe seien ihm seine „spielfreudigen und gutgelaunten“ Paare aus den Partnerstädten Wiesbaden, Flensburg, Klagenfurt und Carlisle (England) gewesen, sagte Ackermann.

dpa/Qpferdach

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