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Domenica-betr.: "Konsensmilch", taz vom 2.11.88 / -betr.: Leserbrief, taz vom 4.11.88

betr.: „Konsensmilch“, taz vom 2.11.88

Wiglaf Droste hätte wirklich das Zeug zu einem dollen Anarchisten und süßen Hedonisten. Leider aber versteift er sich in einer penetranten Tour auf die Bestätigung, die ihm das tosende Anpinkeln von feministischen Standpunkten verschafft. In „Konsensmilch“ verbrät er den mühseligen Versuch von Frauen, nach jahrhundertelangem Ausschluß aus der Politik sich als eigene Interessengruppe Zusammenhalt und politische Schlagfertigkeit anzueignen, pauschal als Wald- und Wiesenmentalität. Oder meint er mit dem Artikel, daß der Konsens von Frauen die Tiefenkrise der autoritär -preußischen deutschen linken Männer ist? Da hat er Recht.

Karin Kreuter, Berlin 61

betr.: Leserbrief von Chr.Kuhlmann,

taz vom 4.11.88

Was mag Chr.Kuhlmann dazu veranlaßt haben, „Herrn Droste“ des hohlen Geschreibsels zu bezichtigen? Vielleicht der Umstand, daß es ein Mann ist, der sich zu dem peinlichen Artikel Alice Schwarzers über Domenica äußert, ein Artikel, in dem tief in die rüschig - gemütliche Kiste gegriffen wird; es geht direkt ans Herz, wie da alle lieb bis sehr lieb lächelnd an der spitzenbedeckten Kaffeetafel sitzen.

Da steht es einem Mann wohl kaum an, diese Runde zu stören, die Spitzendecke vom Tisch zu ziehen, um zu sehen, was sich da an unangenehmen Krümeln verbirgt. Und wenige sind es nicht, die da liegen; da haben sich nicht nur ein paar Krümel versammelt, sondern ganz schöne Brocken. Schade ist es schon, daß ein Mann die nötige Unruhe bringt und nicht eine Frau, aber an der Berechtigung der Kritik ändert es nichts. Ich würde lieber auf Reportagen verzichten, die vom Stil und Inhalt an Blätter erinnern, von denen sich die 'Emma‘ gemeinhin absetzt, als auf die angemessene Reaktion darauf, auch wenn sie von einem Mann kommt.

Martina Seifen, Hannover

OK, du schreibst deine Artikel mit dem Schwanz. Ich les‘ sie trotzdem gern (zum Beispiel W.D. als Rock-„Jurist“). Ich dachte auch, daß du, nach eurem peinlichen Beitrag zum Internationalen Frauentag, Frauen-„Themen“ als zu vielschichtig für dich erkannt hättest. Aber nein, wenn dein Frauen-Idol Domenica mit Alice Schwarzer Kaffee trinkt und ihren Beruf reflektiert, fällt für dich die Welt zusammen. Die drei Tröpfchen aus deinem Zipfelchen hätte ich an deiner Stelle eher in die Unterhose als aufs Papier geschmiert. Einer inhaltlichen Auseinandersetzung mit A.Schwarzers Artikel bist du nicht gewachsen. (...)

Sassa, Frankfurt 90

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